Was rezeptfreie Mittel bei Verkühlungen bringen

Schnupfen, Halsweh, Husten - die Grippesaison ist in vollem Gange. Mit einer wahren Armada an rezeptfreien Mittelchen versuchen viele, die eigenen Leiden zu lindern. Doch wie wirksam sind die vermeintlich schnellen Heilsbringer wirklich? Der Verein für Konsumenteninformation (VKI) nahm die 30 gängigsten Präparate unter die Lupe.

Pro Jahr konsumiert jeder Österreicher Arzneimittel für 416 Euro, wie die Apothekerkammer berichtet. Ein beträchtlicher Anteil fließt dabei in rezeptfreie Medikamente, die rund 42 Prozent der insgesamt knapp 13.500 zugelassenen Arzneimittel ausmachen. Dementsprechend findet sich in den Regalen von Apotheken ein beträchtliches Sortiment an Mittelchen, die Hilfe bei einem grippalen Infekt bzw. einer Verkühlung versprechen. Nasenspray, Hustensaft, Lutschtabletten und Schmerzpulverchen sollen die Symptome lindern bzw. ganz verschwinden lassen.

EU-Arzneimittelausgaben

Mit knapp 590 Euro pro Jahr bezahlen die Dänen am meisten für Medikamente, gefolgt von der Schweiz (572) und Luxemburg (555). Schlusslichter bei den Medikamentenkosten sind laut Apothekerkammer die Niederlande (298) und Großbritannien (228).

Jedes zweite Medikament schwächelt

Der VKI bewertete jene 30 rezeptfreien Arzneimittel, die am häufigsten über den Ladentisch gehen. Das Ergebnis: Jedes zweite Medikament ist für die Behandlung nur mit Einschränkung bzw. wenig geeignet. Von Kombinationspräparaten raten die Konsumentenschützer generell ab. „Sie bringen medizinisch keine Vorteile, sondern sind nur teurer“, so der VKI.

Paracetamol und Ibuprofen gegen Schmerzen

Bei Fieber und Schmerzen führt Mexalen mit dem Wirkstoff Paracetamol die Verkaufscharts an. Ebenfalls in der Spitzengruppe zu finden sind Ibumentin und ratioDolor akut (beide mit dem Wirkstoff Ibuprofen). Diesen drei Medikamenten stellte der VKI eine gute Wirkungsweise aus. Auch bei Schmerzen und Fieber geeignet sind Aspirin+C mit dem Wirkstoff Acetylsalicylsäure (ASS) und Mexa-Vit C ratiopharm mit Paracetamol, wobei laut den Testern auf das zugesetzte Vitamin C genau so gut verzichtet werden könnte.

Bei Schnupfen sind die beiden Topsellersprays Nasivin und Otrivin für viele die Mittel der Wahl, der VKI attestierte auch hier gute Ergebnisse. Die Wirkung von Sinupret - mit 12,50 Euro das teuerste Mittel im Test - im Fall einer Nasennebenhöhlenentzündung konnte hingegen nicht nachgewiesen werden. Von Kombinationspräparaten wie den beliebten Thomapyrin und Aspirin Complex raten die Konsumentenschützer zudem generell ab. „Sie bringen medizinisch keine Vorteile, sondern sind nur teurer“, so der VKI.

Sämtliche Hustenmittel durchgefallen

Auf Platz zwei der Verkaufscharts liegt ein Medikament gegen Halsschmerzen, Tantum Verde. Gegen die Erkrankung selbst hilft das rezeptfreie Medikament laut den Testern zwar nicht, der enthaltene Wirkstoff Benzydaminhydrochlorid ist demnach aber nachweislich schmerzstillend, entzündungshemmend, leicht betäubend und verschafft so Linderung. Die Wirkung der meistverkauften Konkurrenzprodukte Strepsils und neo-angin konnte hingegen nicht ausreichend nachgewiesen werden. Unter Hustenmitteln wie Bronchostop, Prospan und Aeromuc konnten die Tester kein einziges Präparat uneingeschränkt empfehlen.

Neben Erkältungsmitteln nahmen die VKI-Experten auch rezeptfreie Arzneien zur Versorgung von Wunden, Sportverletzungen und Venenerkrankungen, bei Schlaflosigkeit sowie die bestverkauften rezeptfreien Medikamente gegen Durchfall, Sodbrennen, Pilzinfektionen und Entzündungen im Mundraum unter die Lupe. Auch hier waren die Ergebnisse durchaus gemischt. Insgesamt erhielten zwölf rezeptfreie Mittel die Bestnote („geeignet“), acht der 30 getesteten Medikamente fielen durch („wenig geeignet“), sieben sind nach dem Urteil der VKI-Konsumentenschützer überhaupt nur mit Einschränkung geeignet.

Krankenkasse zahlt auch Rezeptfreies

Interessant ist dabei die Tatsache, dass mit Bioflorin und Hirudoid die Kosten von zwei der im Test als „wenig geeignet“ eingestuften rezeptfreien Arzneimittel von der Krankenkasse übernommen werden, sofern der Arzt sie per Rezept verordnet. Das zahlt sich jedoch nicht immer aus, da der Preis mancher Medikamente unter jenem der Rezeptgebühr von 5,70 Euro liegt.

Wer wissen möchte, ob auch das Mittelchen, auf das die ganze Familie seit Generationen schwört, via Rezept von der Krankenkasse bezahlt wird, kann im offiziellen und online zugänglichen Erstattungskodex nachsehen. Informationen zu allen hierzulande erhältlichen Medikamenten finden sich im österreichischen Arzneispezialitätenregister. Die Datenbank lässt sich auch nach einzelnen Wirkstoffen durchsuchen und listet auf Wunsch nur rezeptfreie oder auch rezeptpflichtige Medikamente.

Beate Macura, help.ORF.at

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