Umweltschützer mit Plastiksackalternativen unzufrieden

Keine Gratisplastiksackerln mehr, Infokampagnen zur Plastikvermeidung in den Märkten und Alternativen zum Plastikbeutel: Das sieht eine Selbstverpflichtung österreichischer Handelsketten vor, die im vergangenen Sommer in Kraft getreten ist. Die Umweltschutzorganisation Greenpeace hat vier Monate danach den Erfolg der Maßnahmen bewertet – und kommt zu einem durchwachsenen Ergebnis.

Weniger Plastiksackerl pro Kopf - das soll eine Selbstverpflichtung der Handelsketten erreichen, die mit erstem Juli in Kraft getreten ist. Nicht mehr als 25 Plastiksäcke pro Jahr und Person lautet das Ziel. Greenpeace hat nun untersucht, welche Maßnahmen die Ketten gesetzt haben, und wie sie durchgeführt werden.

Papier statt Plastik keine Lösung

Einen allgemeinen Trend konnten die Umweltschützer feststellen: Viele Märkte stellen von Plastik- auf Papiertaschen um. Das sieht auf den ersten Blick nach einer umweltfreundlichen Alternativen aus, stelle jedoch statt einer Lösung ein neues Problem dar, sagt Greenpeace-Konsumentensprecherin Nunu Kaller zu help.ORF.at: „Ein Papiersackerl hat in der Herstellung einen so hohen Energieverbrauch, dass es sich ökologisch nicht besser darstellt als das Plastiksackerl.“ Eine Einweg-Papiertasche sei daher keine Alternative zum Einweg-Plastiksackerl.

Einweg-Plastiksackerl

Greenpeace / Georg Mayer

30 Minuten: So kurz ist ein Plastiksackerl laut Greenpeace in Verwendung

Auch Sackerl aus Bio-Kunststoff, die manche Ketten eingeführt haben oder einführen wollen, sehen die Umweltschützer kritisch. „Bio-Kunststoffe sind oft sogenannte Compounds, Mischungen, die nur industriell kompostierbar sind. Außerdem werden Bio-Plastiksackerl in der österreichsichen Abfallwirtschaft nicht getrennt und sowieso verbrannt“, so Kaller. Mehr dazu in Plastiksackerl: Auch die Alternativen haben Tücken

Mehrweg-Taschen einzig sinnvolle Alternative

Die einzig sinnvolle Alternative zum Einweg-Plastiksackerl sind laut Greenpeace wiedervendbare Einkaufstaschen. Solche Taschen werden inzwischen von allen Supermärkten angeboten. Lobende Erwähnung fanden sie in der Greenpeace-Untersuchung dann, wenn aus Bio-Baumwolle oder bestimmten Zellstoffformen hergestellt. Mehrwegtaschen aus Recycling-Plastik oder neuem PET sahen die Umweltschützer kritischer.

Mehrweg-Einkaufstaschen

Greenpeace / Georg Mayer

Wiederverwendbare Einkaufstaschen sind Umweltschützern zufolge die einzige Alternative zum Plastiksackerl

75 Supermärkte in ganz Österreich haben die Umweltschützer besucht, dabei waren Filialen von Hofer, Billa, Merkur, Penny, Lidl, Suterlüty, Unimarkt, Spar und Mpreis. Alle Ketten haben die Selbstverpflichtung unterschrieben, alle bieten Alternativen zum Plastiksack an. Unterschiede gab es bei der Umsetzung anderer Maßnahmen. So sei das dünne Gratis-Sackerl (im Fachjargon „Knotenbeutel“ genannt) an der Kassa entgegen den Versprechungen mancher Konzernführung noch nicht aus allen Filialen verschwunden. Informationskampagnen für die Kundschaft ließen zu wünschen übrig.

Keine Bestnoten

Bestnoten wurden nicht vergeben, auch wegen des Trends zur Papiertasche. Hofer landete mit einem Gut auf dem ersten Platz, gefolgt von Merkur auf Platz zwei (Gut), und Billa gemeinsam mit Lidl und Spar auf Platz drei (Befriedigend). Hofer gab gegenüber Greenpeace an, bald keine Plastiksäcke mehr anbieten zu wollen. In den Ketten der Rewe-Gruppe (Merkur, Billa, Penny) soll ab Jänner 2017 mit dem Abverkauf von Einweg-Plastiksäcken begonnen werden. Schlusslicht war Unimarkt mit einem Genügend.

Auch, wenn vom Handel einige Schritte in die richtige Richtung gesetzt wurden - Konsumentinnen und Konsumenten müssten beim Verzicht auf Plastik- und andere Einwegsackerl nicht darauf warten, dass die Konzerne tätig werden, erinnert Greenpeace-Sprecherin Kaller: „Ich empfehle, was ich selber praktiziere: Stofftaschen bekommt man überall; eine immer eingesteckt zu haben, bringt Einen unglaublich weiter.“

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