Drei von vier Martinigänsen aus dem Ausland

Das Martiniganslessen am 11. November hat in Österreich Tradition. 250.000 Gänse landen jährlich rund um diese Zeit auf den Tellern. Aber nur jede vierte Gans kommt auch aus heimischer Zucht. Drei Viertel der Tiere stammten aus dem Ausland, auch aus Ländern, wo Stopfmast und Lebendrupf von Gänsen nach wie vor erlaubt seien, so die Tierschutzorganisation Vier Pfoten.

Auch wenn in Österreich die grausamen Praktiken Stopfmast und Lebendrupf verboten sind, sei die Chance, Gänse aus solcher Produktion zu essen hoch, so Martina Luda von der Tierschutzorganisation Vier Pfoten. Denn der österreichische Selbstversorgungsgrad bei Gänsen betrage gerade einmal 25 Prozent.

Tierschützer warnen vor Fleisch aus Stopfmast

Lebendrupf werde noch immer in Ungarn, Polen oder China praktiziert, und viele der in Österreich angebotenen Gänse stammten aus diesen Ländern. Die Stopfmast ist in Ländern wie Ungarn, Frankreich, Belgien, Bulgarien oder Spanien, aber auch in China, den USA und Kanada erlaubt. Diese Gänse dürften trotz des österreichischen Verbots importiert und verkauft werden. „Das ist in Wahrheit eine Augenauswischerei“, so Pluda.

Eine Gänseherde auf einem Bauernhof im südburgenländischen Hagensdorf

APA/ROBERT JAEGER

Österreichische Weidegänse decken nur ein Viertel des Bedarfs

Die Landwirtschaftskammer Oberösterreich erwartet außerdem, dass heuer verstärkt Gänsehalter aus Ungarn und Polen über Gastro-Zulieferbetriebe zu Kampfpreisen auf den heimischen Markt drängen werden. Grund seien die Sanktionen gegen Russland, die bei diesen Produzenten zu großen Absatzproblemen geführt hätten.

EWG-Nummer auf der Verpackung prüfen

Oft wissen Kunden gar nicht, woher die Martinigans stammt. „Wer annimmt, dass Gänse auf Märkten und in Fleischereifachgeschäften automatisch aus Österreich kommen, irrt gewaltig“, so Pluda. Auch hier würden zum Teil Tiere aus Zwangsernährung verkauft. Bei Tierkühlgänsen hingegen würden sich die meisten heimischen Handelsketten bereits an den Empfehlungen von Vier Pfoten orientieren.

Die Tierschutzorganisation rät Konsumenten, nach der Herkunft zu fragen und sich die Verpackung oder den Lieferschein zeigen zu lassen, um die EWG-Kontrollnummer zu überprüfen. Das gelte auch für Gänse, die in Restaurants und Gasthäusern verkauft werden. Wenn sich der Wirt weigert, sollte man misstrauisch werden. Bei österreichischen Weidegänsen hätten Konsumenten die Garantie, dass diese Tiere gut gehalten wurden. Für überprüfte Betriebe in Polen und Ungarn hat Vier Pfoten eine Positivliste erstellt.

Mehr zum Thema: