Einschreiben unzustellbar, fünf Monate Nachforschung

Wenn ein Brief als Einschreiben verschickt wird, bedeutet das in der Regel, dass der Inhalt für den Absender wichtig ist. Das muss aber nicht zwangsläufig zur Folge haben, dass der Briefträger dem Schriftstück besondere Beachtung schenkt. Im vergangenen März hat die Post einen eingeschriebenen Brief nicht zugestellt - und brauchte fünf Monate für die Nachforschung.

„Wenn’s wirklich wichtig ist, dann lieber mit der Post.“ Ein Werbeslogan, der Zuverlässigkeit suggerieren soll. Wirklich wichtig waren für Anna G. (Name geändert) die Dokumente, die Sie im März von Hallein an den Volkswagen-Versicherungsdienst (VVD) in Klagenfurt geschickt hat. Per Post und, weil es wirklich wichtig war, als Einschreiben. Die Dokumente wurden der VVD-Versicherung jedoch nicht zugestellt, beklagt der Ehemann von Frau G. gegenüber help.ORF.at. Um diverse vertraglich festgelegte Fristen nicht zu versäumen, sei das Ehepaar schließlich mit der Bahn nach Klagenfurt gereist, um die Dokumente persönlich beim VVD abzugeben.

Kundin musste eingeschriebenen Brief selbst ausliefern

Nachdem man die Dokumente zum Empfänger gebracht hatte, wollte Herr G. wissen, was denn aus dem Brief geworden war, und erteilte einen Nachforschungsauftrag. Am selben Tag wurde dem Ehepaar von der Post mitgeteilt, dass das Schriftstück mit dem Vermerk „Unbekannt“ retour gegangen war. Man könne es nun in einem nahe gelegenen Postamt abholen.

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Nachforschungen dauerten einen Monat

Der Nachforschungsauftrag wurde gut ein Monat später abgeschlossen. Auch hier kam man zu dem Schluss, dass das Schreiben retourniert worden war, was das Ehepaar ja bereits wusste. Familie G. wollte aber wissen, warum der Brief nicht zugestellt worden war. Um dem auf die Spur zu kommen, musste Herr G. mehrere Nachforschungsaufträge veranlassen. Am 31. März sei das Einschreiben versendet worden, erinnert er sich: „Erste konkrete und greifbare Informationen darüber, was mit dem Brief passiert ist, erhielten wir am siebenten September.“ Insgesamt waren also fünf Monate notwendig, um den Verbleib eines einzigen Einschreibens zu rekonstruieren.

Konsumenten bleiben auf 100 Euro Unkosten sitzen

Neben der Unannehmlichkeit, den Brief nach Klagenfurt bringen zu müssen, waren mittlerweile Kosten in der Höhe von etwa 100 Euro aufgelaufen, so Herr G. Für Fahrkarten, Telefonate und ähnliches.

Die österreichische Post AG versichert eingeschriebene Briefe bis zu einem Wert von 75 Euro gegen Verlust, Diebstahl oder Beschädigung. Zumindest diesen Betrag fordern die betroffenen Kunden nun von dem Unternehmen ein. Damit wäre wenigstens ein Teil der entstandenen Kosten abgedeckt, begründet Herr G. diese Forderung.

Postauto mit Werbeslogan

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Die Post gibt der Kundin die Schuld an den Zustellschwierigkeiten

In einem abschließenden Schreiben vom siebenten September teilte die Post jedoch mit, dass man nicht daran denke, die entstandenen Unkosten zu übernehmen. Lediglich ein Gutschein im Wert von zehn Euro wurde den Eheleuten zugebilligt. Das Schreiben sei falsch adressiert gewesen, heißt es in der schriftlichen Begründung der Post: „An der von Ihnen angegebenen Adresse ist nur die Generali ersichtlich, und dem Zusteller war nicht bekannt, dass die VVD Versicherung eine Kooperation mit der Firma Generali hat.“

Briefträger übersah korrekte Zustellanweisung

Der VVD fungiert als Versicherungsagent für die Generali. An der Klagenfurter Zustelladresse befindet sich eine Niederlassung der Generali Versicherung. Diese betreut zwar die Agenden des VVD, der VVD selbst hat aber kein eigenes Büro in Klagenfurt. Formal gesehen hat die österreichische Post AG also Recht. Die Zustelladresse war nicht korrekt angegeben. Allerdings hatte ein aufmerksamer Postbeamter in Klagenfurt den Fehler bemerkt. Er versah das Schreiben mit dem handschriftlichen Vermerk: „Generali“ und „Zustellen“. Ein offenbar weniger aufmerksamer Briefträger hatte es dann aber wohl vorgezogen, diesen Hinweis zu ignorieren. Der Vermerk wurde durchgestrichen, von wem lässt sich heute nicht mehr nachvollziehen.

Post: Kunde hat den Fehler zu verantworten

Die Post verweist gegenüber help.ORF.at auf das hohe Arbeitspensum der Mitarbeiter. Täglich würden etwa sieben Millionen Sendungen von der österreichischen Post AG zugestellt - alle Beteiligten stünden vor großen Herausforderungen. Die Verantwortung für den Vorfall sucht das Unternehmen bei den Kunden. In der schriftlichen Stellungnahme heißt es zu dem Punkt, dass der Briefträger das Einschreiben retour gehen ließ, obwohl es mittlerweile mit dem handschriftlichen Vermerk „Generali - Zustellen“ versehen war:

„Wahrscheinlich konnte in der Verteilung der Zusammenhang Generali – VVD Versicherung nicht nachvollzogen werden, da die Originalsendung falsch adressiert war. Grob könnte man sagen, es handelte sich um ein menschliches Kommunikationsproblem. Die Bemühungen des Kollegen, der den Vermerk Generali anbrachte, wurden leider nicht verstanden. Im Endeffekt wäre dieses Missverständnis durch eine korrekte Adressierung vermeidbar gewesen."

Eine finanzielle Entschädigung für die Unannehmlichkeiten bei der Zustellung sowie für die fünf Monate Wartezeit bei den Nachforschungen schließt die Post weiterhin aus.

Paul Urban Blaha, help.ORF.at

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