Welche Lichtduschen wirken

Wenn die Tage kürzer werden, verdüstert sich bei manchen Menschen die Stimmung: Sie bekommen eine Herbstdepression. Mit einer Lichttherapie lässt sich dieses Leiden oft mildern. Der Handel bietet dazu Geräte, sogenannte Lichtduschen, an. Doch nicht alle Lichttherapiegeräte helfen gegen den Winterblues, gute Geräte sind teuer.

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Für 200.000 Menschen in Österreich sind Herbst und Winter Jahreszeiten, in denen ihr Wohlbefinden leidet, so eine Studie der Wiener Universitätsklinik für Psychiatrie. Sie können sich plötzlich zu nichts mehr aufraffen, werden schwermütig, der Antrieb fehlt, der Appetit ändert sich. Wenn diese Stimmungsschwankungen die Lebensqualität stark beeinträchtigen, spricht man von einer Herbst-Winter-Depression.

Licht bringt die innere Uhr wieder in den Takt

Lichtmangel und genetische Faktoren sind die Ursache dafür, dass in der dunklen Jahreszeit bei manchen Menschen die innere Uhr aus dem Takt kommt, so Dietmar Winkler, Mediziner an der Ambulanz für „Saisonal abhängige Depressionen (SAD)“ im Wiener Allgemeinen Krankenhaus (AKH), wo neben Medikamenten auch die Lichttherapie gegen Herbstdepressionen eingesetzt wird.

zwei Männer gehen durch den Nebel

APA/dpa/Julian Stratenschulte

Tageslicht vertreibt die trübe Stimmung, selbst bei bedecktem Himmel

„Von außen zugeführtes Licht kann helfen, die innere Uhr wieder in den Gleichklang zu bringen“, so Winkler. Die Raumbeleuchtung sei dafür viel zu schwach. Auch Spaziergänge im Freien reichten an trüben Tagen nicht aus. Das Solarium sei wegen der damit verbundenen gesundheitlichen Risiken kein Ersatz für Sonnenlicht.

Enorme Preisunterschiede bei Lichtduschen

Es gibt unzählige Geräte zur Lichttherapie für die Anwendung zu Hause. Diese Lichtduschen sind Leuchtstoffröhren, die in einem Gehäuse gebündelt sind und besonders helles Licht ausstrahlen. Das Angebot reicht von leichten, handtellergroßen Geräten, über Spezialbrillen bis zu Lichtboxen, die 70 Zentimeter hoch und bis zu 8 Kilogramm schwer sind. Dementsprechend groß sind auch die Preisunterschiede: Die billigsten Geräte kosten ab 50 Euro, die teuersten 900 Euro und mehr. Es gibt sie mit weißem oder blauem Licht oder mit wechselnden Farben.

Nicht alle dieser Ersatzsonnen wirken gleich gut, so Winkler. Am besten geprüft seien Geräte, die helles, weißes Licht abgeben. „Ein Gerät, das individuell in irgendwelchen Spektralfarben blinkt, mag zwar schön aussehen, aber die wissenschaftliche Evidenz für so eine Behandlung ist ein bisschen schwächer“, so der Mediziner.

Beleuchtungsstärke und Abstand sind entscheidend

Zwei Dinge sind für die Wirksamkeit entscheidend: Die Beleuchtungsstärke und der Abstand zur Lichtdusche. Die Lichtquelle sollte idealerweise einen halben Meter entfernt sein. Bei diesem Abstand könne man nebenbei lesen, frühstücken oder arbeiten, so Winkler. Ein größerer Abstand schmälert die Wirkung der Lampe, weil die Beleuchtungsstärke mit der Entfernung abnimmt. Geräte, die einen Abstand von 20 Zentimetern oder noch weniger erfordern, sind nach Ansicht des Experten unpraktisch. Viele Patienten würden deshalb Minilampen, die man auf einer Stirnkappe befestigt, als unangenehm empfinden.

Frau sitzt vor Lichttherpaiegerät und telefoniert

Davita Medizinische Produkte

Bei starken Lichtduschen kann man nebenher lesen oder telefonieren

Wie der Abstand ist auch die Beleuchtungsstärke wichtig. Winkler empfiehlt Geräte mit einer Beleuchtungsstärke von 10.000 Lux. Es gibt aber auch Gerätem mit deutlich weniger Beleuchtungsstärke. „Auch bei einer Beleuchtungsstärke von 10.000 Lux macht es einen Unterschied, welchen Abstand der Hersteller empfiehlt: Fünf Zentimeter oder 50 Zentimeter“. Konsumenten sollten darauf achten, wenn sie eine Lichtdusche kaufen.

Woran man gute Lichttherapiegeräte erkennt

Je heller das Licht, umso kürzer ist die notwendige Therapiedauer. „Bei 10.000 Lux und 50 Zentimeter Entfernung sollten 30 Minuten pro Tag ausreichen“, so der Arzt. Es gibt aber auch Lichtduschen, vor denen man laut Herstellern täglich zwei Stunden auszuharren muss. Ein hoher Zeitaufwand, weil die Lichttherapie regelmäßig an zumindest sechs von sieben Tagen angewendet werden sollte.

Etikett auf der Rückseite eines Lichttherapiegeräts

Karin Fischer/helpORF.at

Das Etikett an der Rückseite gibt Auskunft über die Leistung der Lichtquelle

Wie gut ein Gerät ist, lässt sich mit einem Luxmeter herausfinden oder mit einem Blick auf das Etikett an der Rückseite des Produkts, wo der elektrische Anschlusswert vermerkt ist. „Wenn das in die Richtung von 200 Watt geht, dann ist das in der Regel schon ein sehr, sehr gutes Gerät“, so der Mediziner. Je niedriger der Anschlusswert, umso niedriger sei die Leistung der darin verbauten Leuchtstoffröhren und umso geringere auch die Lichtleistung. Sein Tipp: „Stellen Sie zwei Geräte nebeneinander, dann sehen Sie den Helligkeitsunterschied besser“. Gute Geräte seien teuer, mit ein paar hundert Euro müsse man rechnen.

Lichtduschen zum Ausleihen

Wer zuerst ausprobieren will, ob er auf diese Therapie überhaupt anspricht, kann eine Lichtdusche ausborgen. Die Depressionsambulanz im Wiener AKH verleiht Geräte an ihre Patienten. Auch der Sanitätsfachhandel bietet inzwischen Leihgeräte an, sie kosten meist um die 50 Euro für einen Monat. Üblicherweise würden Patienten schon nach einer Woche merken, ob es ihnen damit besser geht, so Winkler.

Nebenwirkungen durch das künstliche Sonnenlicht sind selten, kommen aber vor. Meist klagen Patienten über trockene, schmerzende Augen oder Kopfweh. Vereinzelt kann die Stimmungslage in die andere Richtung ausschlagen und der Schlaf gestört sein. Deshalb wird empfohlen, sich in der Früh vor die Lichtdusche zu setzen. Patienten mit Augenerkrankungen sollten sich vor Therapiebeginn vom Augenarzt untersuchen lassen. Wer den Winerblues vermeiden will, sollte rechtzeitig, noch bevor sich der ersten Anzeichen zeigen, mit der Therapie beginnen, so der Experte.

Karin Fischer, help.ORF.at