Zuckerzusatz und Acrylamid: Tiefkühlpommes im Test

Werden Pommes frites aus den falschen Kartoffeln hergestellt, dann können beim Frittieren und Backen gefährliche Stoffe entstehen. Die deutsche Konsumentenzeitschrift „Ökotest“ hat 19 verschiedene Marken getestet. Nicht alle waren dahingehend unbedenklich.

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Für alle Pommes frites gilt - egal ob frisch geschnitten oder aus dem Tiefkühler -, dass sie am besten aus sehr stärkehaltigen Erdäpfeln gemacht werden. Denn das verringert die Kochzeit.
Außerdem sei es wichtig, dass diese Kartoffeln relativ geringe Gehalte an Zucker aufweisen, sagt Mirko Kaiser, Redakteur bei „Ökotest“. „Weil Zucker führt beim Frittieren und Backen zu stärkerer Bräunung und es entsteht auch das problematische Acrylamid“, so Kaiser weiter.

Gesucht: Acrylamid

Genau nach diesem Acrylamid haben die Tester bei den 19 verschiedenen Tiefkühl-Pommes-frites gesucht. Die Wissenschaft ist erst vor einigen Jahren auf diesen Stoff aufmerksam geworden, der beim starken Erhitzen von stärkehaltigen Nahrungsmitteln entstehen kann. „Acrylamid löst im Tierversuch Krebs aus und ist außerdem erbgutschädigend“, so der Redakteur.

Das gilt nicht erst zu Hause. Denn Tiefkühlprodukte, die dann in den Backofen kommen, werden vor dem Schockfrosten in der Fabrik vorfrittiert. Für die Industrie gibt es einen Signalwert, was das Acrylamid betrifft: Er liegt bei 530 Mikrogramm pro Kilogramm. Die empfohlene Tageshöchstdosis liegt bei 100 Mikrogramm für einen Erwachsenen.

Bei zehn Produkten Werte überschritten

„Ökotest“ hat bei einem Wert von mehr als zehn Mikrogramm pro Portion abgewertet. Eine Portion wurde mit 140 Gramm fertigen Pommes frites errechnet, das entspricht ungefähr 200 Gramm Tiefkühl-Pommes-frites. Von den 19 getesteten Produkten waren neun mit mehr als zehn Mikrogramm Acrylamid pro Portion belastet.

Pommes-Frites in der Friteuse

dpa/dpaweb/dpa/Gero Breloer

Je heißer, desto böser: Wie viel Acrylamid entsteht, hängt von der Temperatur ab

Ein weiterer Kritikpunkt der Tester war der Einsatz von chemischen Keimhemmern. Sie verhindern, dass die Kartoffeln beim Lagern auskeimen. Während Biobauern versuchen, das Keimen durch kältere Lagertemperaturen zu verhindern, setzt die Industrie mitunter auf chemische Stoffe, wie Chlorpropham. Beim Test konnte der Stoff in zwölf Produkten nachgewiesen werden. „Und auch Chlorpropham gilt als krebserregend und deswegen ist das auch etwas, was nicht in einer Kartoffel sein soll, und deswegen haben wir das auch hier abgewertet“, sagte Kaiser.

Einmal versteckter Zucker, einmal mangelhaft

Der dritte Ansatzpunkt von „Ökotest“ waren überflüssige Zusätze. Denn außer Erdäpfeln, Fett und Salz haben in Tiefkühl-Pommes-frites keine weitern Zutaten etwas zu suchen. Dennoch fanden die Tester Zucker auf der Liste der Inhaltsstoffe. Der soll den Geschmack verstärken, sei aber keine typische Zutat. Die Konsumenten würden deswegen nicht darauf achten, so „Ökotest“.

Letztlich wurde nur eines der getesteten Produkte mit „Mangelhaft“ beurteilt, die „1-2-3 Frites“ der Marke McCain. Es gab aber auch nur zweimal die Note „Sehr gut“ - einmal für die Eigenmarke der deutschen Supermarktkette Real und einmal für die Biopommes der Firma Demeter.
Den Konsumenten empfiehlt „Ökotest“ nicht nur beim Einkauf auf das Produkte zu achten, sondern auch bei der Zubereitung achtsam zu sein. Denn wie viel Acrylamid in den Pommes frites entsteht, hänge auch von den Temperaturen am eigenen Herd ab, erläutert Mirko Kaiser. 180 Grad Celsius im Backofen mit Umluft oder 175 Grad in der Fritteuse sollten nicht überschritten werden.

Marlene Nowotny, help.ORF.at