Flugmeilen sammeln wird teurer

Mit Vielfliegerprogrammen lassen sich Bonusmeilen sammeln, die man später gegen einen Freiflug eintauschen kann. Beim Miles-&-More-Programm gibt es für jeden Euro Kreditkartenumsatz eine Bonusmeile als Gutschrift. Diese Gutschrift wird nun drastisch gekürzt, Flugmeilen werden dadurch teurer. Die Kunden erhielten nur ein knappes Schreiben und sind verärgert.

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Bonusmeilen sammeln ist ganz einfach: Das Meilenkonto wächst nicht nur beim Fliegen, sondern auch bei jeder Zahlung mit der Kreditkarte. Jeder Euro bringt beim Vielfliegerprogramm Miles-&-More eine Meile. Für 35.000 Bonusmeilen kommt man von Wien nach Amsterdam, für 60.000 Meilen nach New York. Steuern und Kerosinzuschläge sind extra zu bezahlen.

Künftig zwei Euro für eine Bonusmeile

Im September erhielten Kunden ein Schreiben vom Kartenausgeber Card Complete, wonach ihre Kreditkarte „Miles-&-More Business“ nicht mehr privat nutzbar sei. Als Grund nennt Card Complete eine EU-Verordnung, durch die sich die Rahmenbedingungen für Kartenausgeber geändert hätten. Privatkunden wird als Ersatz eine neue Kreditkarte angeboten. „Wir bitten Sie, den Kartenauftrag bis spätestens 31.10.2016 per Mail zu senden“, so die Mitteilung.

goldene Kreditkarte von Miles-&-More in der alten Form

card complete

Bei der alten Kreditkarte beträgt die Gutschrift eine Meile für einen Euro Umsatz

Bei help.ORF.at meldeten sich mehrere Kartenbesitzer, die sich über das knappe Schreiben und die neuen Konditionen ärgern. Für eine Bonusmeilengutschrift werden künftig zwei Euro benötigt, derzeit ist es noch ein Euro. „Das ist eine inakzeptable Verschlechterung um 100 Prozent“, so Herr B. in seiner Beschwerde. Herr B. war nie Geschäftskunde, sondern hat als Privatkunde automatisch eine Businesskarte bekommen. Für echte Businesskunden ändert sich weiterhin nichts.

Bonusmeilen verfallen bei Kündigung

Herr B. überlegt, vorerst gar nicht auf das Schreiben zu reagieren, das keinen Hinweis darauf enthält, was in diesem Fall geschieht. Ob seine gesammelten Flugmeilen nun rückwirkend gekürzt werden, bleibt ebenfalls offen. „Wer hofft, die alten Konditionen dadurch zu retten, dass er das Schreiben ignoriert, wird enttäuscht werden“, so Benedikta Rupprecht, Bankenexpertin der Arbeiterkammer (AK). Nicht zu reagieren werde nicht vor der Kündigung durch Card Complete bewahren.

Kreditkartenverträge würden zwar meist auf unbegrenzte Laufzeit abgeschlossen. Stellt der Kartenausgeber aber das Produkt und die damit verbundenen Bonusleistungen ein, habe man auch als langjähriger Kunde keinen Anspruch mehr darauf. „Kreditkartenfirmen können Kunden auch mit einer Frist von zwei Monaten kündigen“, so die AK-Expertin. Bei einer Kündigung des Kartenvertrages verfallen alle gesammelten Meilen.

Card Complete beruft sich auf EU-Verordnung

Card Complete bestätigt auf Nachfrage von help.ORF.at, dass die Geschäftsverbindung mit einer Frist von zwei Monaten gekündigt werden müsse, wenn man nicht reagiert. Wer hingegen eine neue Kreditkarte für Privatkunden beantragt, bekomme die bisher gesammelten Meilen in vollem Umfang gutgeschrieben. Die neue Karte sei mit 90 Euro pro Jahr um 20 Euro billiger als die alte und biete eine erweiterte Reisestorno-Versicherung. Der Zugang zur Flughafenlounge kostet aber künftig 15 Euro extra.

goldene Kreditkarte von Miles-&-More in dern neuen Form

card complete

Bei der neuen Kreditkarte beträgt die Gutschrift eine Meile für zwei Euro Umsatz

Nicht Miles-&-More verändere seine Vertragsbedingungen, „vielmehr muss Card Complete auf Grund einer EU-Richtlinie zukünftig klar zwischen geschäftlicher und privater Nutzung der Kreditkarten trennen“, so die Stellungnahme. Die EU habe die Abwicklungsprovision für privat genutze Kreditkarten stark eingeschränkt, wodurch Leistungen den neuen finanziellen Gegebenheiten angepasst werden müssten.

Kreditkartenfirmen kürzen Leistungen

Tatsächlich hat die EU hat mit dieser Richtlinie die Entgelte, die Kreditkartenfirmen von Geldtransaktionen erhalten, mit 0,3 Prozent des Transaktionswerts begrenzt. Dieses „Interbankenentgelt“ muss der Händler an Kreditkartenfirmen zahlen. Diese würden durch die neue Deckelung weniger verdienen und daher Leistungen wie Flugmeilen kürzen, was sie auch dürfen, so Rupprecht.

Die AK-Expertin kritisiert, dass Card Complete die wirtschaftlichen Hintergründe nicht besser kommuniziert habe. „Das hätten Konsumenten durchaus verstehen können, wenn man das klipp und klar hineingeschrieben hätte“. Geschickter wäre es auch gewesen, die Kunden darüber zu informieren, was mit ihren bisher gesammelten Meilen passiert. Rupprecht rät Kunden, im Fall von Unklarheiten bei Card Complete nachzufragen. Ob sich eine Kreditkarte mit Meilensammelprogramm überhaupt rechnet, müsse jeder selbst entscheiden.

Karin Fischer, help.ORF.at

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