Probleme bei Postzustellung in Empfangsboxen

Der Onlinehandel wächst und damit auch der Wunsch der Konsumenten schnell und einfach an ihre Bestellung zu kommen. Dafür bietet die Post die Hinterlegung von Paketen und Einschreiben in Empfangsboxen direkt am Wohnort an. Doch was tun, wenn es Probleme bei der Zustellung gibt, sich Boxen nicht öffnen lassen oder Sendungen verschwinden? Ein Wiener erlebte einen Hürdenlauf bei der Post.

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Das 2012 eingeführte Service der Post verspricht eine bequemere Zustellung für Kunden, die in Wohnhäusern mit mehreren Parteien leben. Der Empfänger erhält in seinen Briefkasten die Benachrichtigung über eine Sendung. Auf dieser Benachrichtigung ist ein wiederverwendbarer Chip angebracht, mit dem sich die entsprechende Empfangsbox öffnen und der Brief oder das Paket entnehmen lässt.

Briefträger hinterlegt ein Paket in der Empfangsbox der Post

Österreichische Post

Zusteller der Post beliefern 16.000 Empfangsboxen in ganz Österreich

Der Zusteller entnimmt den Zettel mit dem Chip das nächste Mal aus der geleerten Box. Jede Sendung kommt in eine eigene Empfangsbox, wobei sich mehrere Hausparteien eine solche teilen. Ist sie voll, werden die anderen Sendungen auf dem Postamt hinterlegt. RSa- und RSb-Briefe von Behörden landen nicht der Box.

Ärger über falsch zugestellte oder fehlende Post

In einem Wohnblock in Wien funktioniert das Service nicht wie vorgesehen. Franz B. fand den eingeschrieben Brief eines anderen Empfängers vor, ein anderes Mal erhielt ein Nachbar von Herrn B. irrtümlich dessen Benachrichtigung. Dann wieder ließ sich seine Box nicht öffnen oder sie war leer und die Sendung verschwunden. Der Wiener beschwerte sich jedes Mal bei der Post und verlangte schließlich, dass seine Sendungen nicht mehr in der Empfangsbox hinterlegt werden.

Bei der Post bedauert man die Unannehmlichkeiten. Hier seien offensichtlich Fehler passiert, in dieser Häufung sei das aber die Ausnahme, so Postsprecherin Kathrin Schrammel gegenüber help.ORF.at. Bei Problemen solle man sich an das Kundenservice der Post wenden (0810 010 100), das nachforscht, wo der Fehler liegt. Die Post haftet für eingeschriebene Sendungen bis zu einer Höhe von 75 Euro, allerdings nur gegenüber dem Absender. Empfänger können bei der Post nur reklamieren, wenn ihnen der Absender die Sendungsnummer bekanntgibt.

Ab wann gilt ein Einschreiben als zugestellt?

Für den Empfänger ist es schwierig nachzuweisen, dass die Sendung in der Box fehlt. Nach der Pannenserie wollte Herr B. von der Post wissen, ab wann eine Sendung überhaupt als zugestellt gilt. Zugestellt sei sie dann, „wenn Sie mit dem Chip auf der Benachrichtigung die Box öffnen“, so Schrammel.

Kunde entnimmt ein Paket aus der Post Empfangsbox

Österreichische Post

Bei Problemen mit der Empfangsbox hat der Empfänger das Nachsehen

Für Konsumentenexpertin Daniela Zimmer von der Arbeiterkammer (AK) hingegen genügt das bloße Öffen der Box nicht. Ausschlaggebend sei, dass auch die Benachrichtigung in der entleerten Box wie vorgeschrieben hinterlegt werde, so die Juristin. Die Beweislast liege nicht beim Empfänger, sondern bei der Post. Wichtige Schriftstücke oder Pakete sollten Konsumenten aber ohnehin besser als Einschreiben mit Retourschein versenden.

„Keine Abmeldung von der Box möglich“

Nach den Pannen wollte sich Herr B. von diesem Postservice abmelden, doch das erwies sich als Hürdenlauf. Hat eine Hausverwaltung für ein Wohnhaus die Empfangsbox aufstellen lassen, müssen alle Bewohner diese Form der Zustellung nutzen, ob sie wollen oder nicht. „Man kann sich vom Regelprozess der Zustellung in die Box nicht abmelden“, so die Postsprecherin. Das würde die Zusteller überfordern, weil sie den Überblick verlieren, welche Personen auszunehmen seien und welche nicht.

Für Herrn B. hat die Post aber nach langem hin und her aus Kulanzgründen eine Ausnahme gemacht. Seine Sendungen werden nicht mehr in der Empfangsbox hinterlegt. Trotz dieser Zusicherung habe er aber wieder zwei Einschreiben dort vorgefunden, so der Wiener.

Ab Herbst Einzelboxen und Postsäcke an der Türe

Die Post hat in den vergangenen Jahren nach Wegen gesucht, ihre Kunden trotz Sparmaßnahmen, Personalabbaus und harter Konkurrenz durch Paketdienste nicht zu verlieren. In den vergangenen Monaten wurden neue Zustellwege getestet. Im Herbst wird die Post auch Einzelboxen und Paketsäcke einführen, die an jeder Haustüre angebracht werden können. Zusteller sollen auf diesem Weg auch Retoursendungen mitnehmen können. Der Postkonkurrent Dpd erprobt derzeit in Wien eigene Paketboxen. Sie sollen im Gegensatz zum Angebot der Post auch anderen Mitbewerbern offenstehen.

Karin Fischer, help.ORF.at

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