Wie sicher ist ein Onlinekonto?

Wer Geld auf der Bank liegen hat, macht derzeit ein schlechtes Geschäft. Die Zinsen sind bis auf weiteres im Keller, dafür steigen die Gebühren. Zumindest die Kontoführungsgebühren kann man heutzutage einsparen. Onlinebanken bieten entsprechende Gratisprodukte an. Stellt sich die Frage: Sind diese virtuellen Konten auch wirklich sicher?

Vier Unternehmen, nämlich die Easy Bank AG, die Hello Bank AG, die Raiffeisenbank Oberösterreich AG und die Ing-DiBa Direktbank Austria bieten laut AK-Bankenrechner derzeit Gratis-Girokonten in Österreich an. Bis zu 235 Euro Kontoführungsgebühren lassen sich dadurch einsparen. Dennoch scheinen viele Österreicher den Kontowechsel nach wie vor zu scheuen. Es stellt sich die Frage: Ist mein Geld auf einem virtuellen Konto genauso sicher wie im Safe meiner Hausbank?

Das Geld steht nur noch in den Büchern

„Die Vorstellung, dass eine Bank mein Geld nimmt und physisch in einen Tresor legt, ist zwar irgendwie romantisch, entspricht aber leider nicht den Tatsachen“, erklärt der Finanzexperte Bernd Lausecker vom Verein für Konsumenteninformation (VKI) gegenüber help.ORF.at. Heutzutage hantiere man grundsätzlich mit virtuellem Buchgeld anstelle von klassischem Bargeld. Sowohl in der Bankfiliale als auch bei der Online-Bank werde also mit EDV-Anlagen gearbeitet. Die Sicherheitsrisiken seien hier in etwa die gleichen.

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Das einzige zusätzliche Sicherheitsrisiko bei einem Online-Konto seien die Konsumenten selbst, so Lausecker, beziehungsweise ihre Rechner. Denn im Gegensatz zur Abwicklung eines herkömmlichen Bankgeschäfts am Schalter käme beim Online-Banking die Hardware des Verbrauchers ins Spiel. Dieser sei natürlich gut beraten, den PC samt Software auf dem neuesten Stand zu halten und für einen entsprechenden Virenschutz zu sorgen. Andernfalls sollte man Online-Banking generell meiden, so Lausecker.

Online-Banken genauso sicher wie Filialbanken

Davon abgesehen sei eine Online-Bank aber genauso sicher wie jede Filialbank, meint der Finanzexperte. Diese unterliege den gleichen Aufsichtsrechten, derselben Einlagensicherung und stehe vor den gleichen Aufgaben hinsichtlich der Sicherheit ihrer Server. Insofern seien Sicherheitsbedenken keinesfalls angebracht.

Kontoauszug in der Hand

ORF.at/Dominique Hammer

Bei der Kontoführung kann man sparen

Ein entscheidender Vorteil der Filialbank sei die persönliche Kundenbetreuung, diese bleibt Online-Kunden vorenthalten. Das sieht man bei der Bawag PSK ähnlich. Das Unternehmen bietet sowohl Filialkonten als auch ein kostenfreies Online-Girokonto an. Ein persönlicher Betreuer befände sich näher am Kunden und könne bei Problemen individueller helfen, heißt es aus der Pressestelle. Bei Finanzierungsfragen sei eine persönliche Beratung nach wie vor unerlässlich.

Bankfilialen für Versorgung mit Bargeld wichtig

VKI-Experte Bernd Lausecker verweist darüber hinaus auf die Situation in den ländlichen Gebieten. Hier sei es sinnvoll, die kleinen klassischen Bankfilialen zu erhalten, da diese den Großteil des Bankomatnetzes betreuen würden. Weniger Bankfilialen bedeute weniger Bankomaten, dies könnte zu Schwierigkeiten bei der Versorgung der Bevölkerung mit Bargeld führen.

Neben altbekannten Instituten wie Bawag, Erste oder Raiffeisen finden sich auch neue Firmen als Zahlungsdienstleister auf dem österreichischen Markt. Klassische Geschäftszweige scheinen zunehmend zu verschwimmen. Supermärkte und Versicherungen bieten Mobilfunkverträge an, Mobilfunker bieten Zahlungsdienste. Für Lausecker ein logisches Phänomen der Zeit. Da Mobilfunker mittlerweile ihren Kunden ohnehin Online-Rechnungen stellen müssten, sei die Versuchung letztlich groß, aus diesem Service zusätzliches Geld zu lukrieren.

Experte: Konsumenten profitieren von mehr Wettbewerb

Während sich Mobilfunker in bestehende Netze einmieten, verfügt beispielsweise die Paybox Bank-AG über eine vollständige Banklizenz. Die Paybox Bank-AG entstand 2011 durch eine Fusion aus den Telekom-Töchtern Paybox Austria und A1-Bank. Girokonten bietet das Unternehmen zwar derzeit keine an, könnte dies aber jederzeit tun, heißt es aus dem Unternehmen. Als Inhaber einer Volllizenz sei man bereits jetzt an die Einlagensicherung gebunden, derzeit bietet man die A1-Kreditkarte an. Inwieweit sich neue Finanzdienstleister behaupten können, werde die Zukunft zeigen und werden die Kunden entscheiden, so Lausecker. Grundsätzlich sieht er neue Mitbewerber aber durchaus positiv. Diese würde den Wettbewerb befeuern, und das sei aus Konsumentensicht jedenfalls zu begrüßen.

Paul Urban Blaha, help.ORF.at

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