Betrüger missbrauchen die Marke Airbnb

Wer bei der Immobilienrecherche im Internet auf seine Traumwohnung stößt, will zugreifen. Doch hinter besonders verlockenden Mietangeboten stecken oft Betrüger, die Vorschüsse für Wohnungen kassieren wollen, die es gar nicht gibt. Neu dabei ist, dass sie mit der Marke des Wohnungsvermittlers Airbnb Seriosität vorgaukeln.

Auf der Internetplattform Immowelt.at wurde eine 70 Quadratmeter große Mietwohnung mitten in Graz angeboten zum Preis von monatlich 390 Euro Miete, alles inklusive. Eine 24-jährige Studentin aus der Steiermark wollte die Traumwohnung sofort mieten und nahm via E-Mail mit dem Vermieter Kontakt auf.

„So können wir einander vertrauen“

Der vermeintliche Vermieter teilte der Studentin mit, dass er lange in Österreich gearbeitet habe und die Wohnung in dieser Zeit für seine Familie und sich gekauft hätte. Jetzt sei er aber wieder nach Großbritannien zurückgekehrt und wolle auch dort bleiben. Den Schlüssel werde man der Interessentin zusenden, damit sie sich die Wohnung ansehen könne. Die Übergabe von Schlüssel und unterschriebener Besichtigungserlaubnis werde über die Firma Airbnb abgewickelt.

Blick auf den historischen Hauptplatz in Graz mit dem Schlossberg im Hintergrund

dpa/dpaweb/dpa/Dorian Weber

Bei Traumwohungen in bester Lage aus dem Internet ist Vorsicht geboten

„So können wir beide sicher gehen, dass wir einander trauen können“, schrieb der Wohngunsanbieter. Die Studentin solle 600 Euro Kaution und die erste Monatsmiete an Airbnb überweisen, dafür würde sie von der Firma ein E-Mail bekommen. Sollte ihr die Wohnung gefallen, könne sie das Unternehmen veranlassen, das Geld an den Vermieter weiterzuleiten, andernfalls bekäme sie den vollen Betrag zurücküberwiesen.

Überweisung auf spanisches Konto

Die Konsumentin recherchierte im Internet über die Firma Airbnb. Sie bekam den Eindruck, dass es sich um eine seriöse Seite handle und stimmte der Abwicklung über das Unternehmen zu. Die Zahlungsaufforderung kam über ein professionell aussehendes E-Mail mit dem Logo von Airbnb und sämtlichen Geschäftsbedingungen.

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„Help“, das Ö1-Konsumentenmagazin, jeden Samstag um 11.40 Uhr in Radio Österreich 1

Doch das spanische Konto, auf das sie überweisen sollte, machte die Steirerin stutzig. Der Vermieter habe sie aber mit dem Argument beruhigt, dass Airbnb international tätig, und ein Konto in Spanien daher nichts Ungewöhnliches sei. Schließlich überwies sie die vereinbarten 990 Euro. Von ihrem vermeintlichen Vermieter hörte sie daraufhin nichts mehr.

AK: Alte Masche Vorschussbetrug

Die Konsumentin wandte sich an Airbnb. Dort erfuhr sie, dass das E-Mail zwar aussehe wie ein offizielles E-Mail des Unternehmens, aber weder von Airbnb autorisiert noch gesendet worden sei. „Airbnb würde Sie nie zu einer Zahlung außerhalb unserer Website oder per Mail auffordern“, schrieb man ihr.

Laut Arbeiterkammer Steiermark (AK) kommen Fälle von Vorschussbetrug mit Immobilien seit Jahren vor. „Das Neue ist, dass die Betrüger jetzt auch die Plattform Airbnb in ihre Machenschaften mit einbeziehen“, so Bettina Schrittwieser, Leiterin der Konsumentenschutzabteilung der AK Steiermark.

Vorsicht bei Traumwohnungen aus dem Internet

Ist das Geld einmal überwiesen gibt es in den meisten Fällen keine Chance mehr, es wieder zurückzubekommen. Wer schnell genug zur Hausbank ginge, könne das Geld, wenn es noch nicht überwiesen ist, wieder zurückholen, so die AK-Expertin. Ansonsten bleibe nur der Weg zur Polizei.

Um falsche Mietwohnungsangebote rechtzeitig zu erkennen, rät Schrittwieser vor allem bei besonders günstigen Wohnungen in bester Lage zu Vorsicht. Wenn eine Vorauszahlung verlangt werde, häufig auf ausländische Konten, noch bevor man zum Vermieter einen persönlichen Kontakt hätte, könne man meist von Betrug ausgehen.

Jonathan Scheucher, help.ORF.at

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