„Zu alt“: Bank verweigert Seniorin Kreditkarte

Eine Kundin der BAWAG P.S.K. wollte in ihrer Filiale eine neue Kreditkarte bestellen. Der Bankbeamte lehnte das Ansuchen ab. Mit 85 Jahren sei die langjährige Kundin zu alt für eine neue Kreditkarte, teilte man der Pensionistin mit. Obwohl sie über eine ausgezeichnete Bonität verfügt.

Seit mehr als 40 Jahren ist Elisabeth K. eine Kundin der BAWAG. Eine neue Kreditkarte zu beantragen betrachtete die Seniorin als bloße Formsache. Sie wandte sich mit dem Anliegen an einen Filialbeamten. Darauf die Überraschung: Der Bankangestellte lehnte die Bitte, mit Verweis auf das Alter der Konsumentin ab. Obwohl die treue Kundin über eine makellose Bonität verfügt.

VKI Experte verwundert über das Vorgehen der Bank

Der Finanzexperte Bernd Lausecker, vom Verein für Konsumenteninformation, versteht das Vorgehen der Bank nicht. Da Kreditkartenrechnungen in der Regel innerhalb von dreißig Tagen beglichen würden, bleibe das Ausfallsrisiko überschaubar.

In der Regel werden an ältere Personen keine Kredite mehr vergeben. Eine Kreditkarte sei aber kein Kredit im herkömmlichen Sinn - es werde lediglich ein Zahlungsziel eingeräumt, meint Lausecker. Außerdem hätten gerade ältere Kunden hinlänglich bewiesen, dass sie mit ihrem Geld umgehen können.

Hand eines alten Menschen und Kreditkarten

help.ORF.at/Paul Urban Blaha

Ältere Menschen haben oft ein Händchen für finanzielle Angelegenheiten

Bank verweist auf Prepaid-Karte als Alternative

Die Pressestelle der BAWAG P.S.K. bestreitet auf Anfrage, dass man älteren Menschen die Kreditkarte grundsätzlich verweigert. Sie räumt aber ein, dass die Neuvergabe von Kreditkarten, bei älteren Personen, an die Zustimmung der Zentrale gebunden sein kann. Als Alternative biete man Prepaid-Karten an. Diese sei, so die BAWAG, für jedermann geeignet.

Sendungshinweis:

„Help“, das Ö1-Konsumenten- magazin, jeden Samstag um 11.40 Uhr in Radio Österreich 1

Prepaid Karten sind Kreditkarten die man mit einem bestimmten Betrag aufladen kann. Sie werden gerne Jugendlichen angeboten, die noch nicht geschäftsfähig sind. Ein entscheidender Nachteil besteht darin, dass die Karte nicht mehr benutzt werden kann,wenn sie leer ist. Die Prepaid-Karte kann sinnvoll sein, wenn es darum geht, das Risiko bei Zahlungen im Internet zu minimieren. Ein vollwertiger Ersatz für die klassische Kreditkarte sei die Prepaid-Variante aber kaum, meint VKI Experte Lausecker. Zwar könne man manche Prepaid-Karten auch telefonisch aufladen, dies sei aber oft mühsam, etwa wenn man sich im Ausland aufhält.

VKI-Experte: Wechseln sie die Bank

Der österreichische Kreditkartenanbieter Card Complete erklärt auf Anfrage durch help.ORF.at, dass an sich jeder Kunde ein lebenslanges Anrecht auf eine Kreditkarte habe. Entsprechende Bonität vorausgesetzt. Card Complete verweist aber darauf, dass letztlich die Bank entscheidet, mit welchen Kunden sie Kreditkartenverträge abschließt und mit welchen nicht. VKI Experte Lausecker meint dazu:

„Als langjähriger Kunde sollte ich mir überlegen, ob ich tatsächlich bei der richtigen Bank bin. Möglicherweise gibt es ein anderes Institut, bei dem ich als Kunde mehr zähle. Dann hole ich mir meine Kreditkarte eben dort.“

Konsumentinnen und Konsumenten scheuen meist davor zurück eine langjährige Bankverbindung zu beenden, meint Bernd Lausecker. Zu Unrecht. In Österreich sei das, im internationalen Vergleich, recht unkompliziert. Es gäbe eine Vereinbarung zwischen den Instituten, dass im Falle eines Wechsels sämtliche Daten zur Verfügung gestellt werden müssten. So können etwa Daueraufträge auf einfache Weise an die neue Bank übertragen werden. Bernd Lausecker rät Konsumentinnen und Konsumenten zu mehr Selbstbewusstsein:

„Es ist mein Appell an die Verbraucher, ihre wirtschaftliche Macht aktiv einzusetzen, und zu sagen: Wenn ein Anbieter mich unfair behandelt, dann gehe ich eben zur Konkurrenz.“

Paul Urban Blaha, help.ORF.at