Rezeptfreie Mittel gegen Reisekrankheit im Test
„Reisekrankheit zeigt sich anfänglich durch Schweißausbrüche und ein flaues, zittriges Gefühl, aus dem schnell Übelkeit bis zum Erbrechen wird“, zitiert „Öko-Test“ Tomas Jelinek, Experte für Reisemedizin. Hinzu kommen Schlappheit, Müdigkeit, Kopfschmerzen und verzögertes Reaktionsvermögen. „Typischerweise erlöst das Entleeren des Magens nur für wenige Minuten vom Leiden. Das liegt
daran, dass die Ursache nicht im Magen liegt, sondern im Gehirn.“
Wirkstoff Diphenhydramin hilft, macht aber müde
In Apotheken und Drogerien werden allerlei rezeptfreie Medikamente zur Behandlung der Reisekrankheitssympotome angeboten. „Öko-Test“ hat nun eine Auswahl an Tabletten, Kapseln, Kaugummis, Lutschtabletten und Rektalzäpfchen auf ihre Wirksamkeit überprüft.
Zwei von drei zu empfehlenden Produkten - Emesan K
Kinderzäpfchen 20 mg sowie Emesan Tabletten für Erwachsene 50 mg - enthalten den Wirkstoff Diphenhydramin. Diese Mittel machten aber müde und träge, warnen die Konsumentenschützer. Weiters wurden die Zintona Kapseln von Herbalist & Doc aus Ingwerwurzelstock-Pulver mit „gut“ bewertet.
dpa/Karl-Josef Hildenbrand
Unnötig viele Nebenwirkungen mit Dimenhydrinat
Das Gros der Reisetabletten, insgesamt 15 getestete Mittel mit dem Wirkstoff Dimenhydrinat, wurden mit „befriedigend“ bewertet. Der Stoff ist eine Kombination aus Diphenhydramin mit 8-Chlortheophyllin. Der Zusatz soll den müde machenden Effekt eigentlich aufheben, versagt aber in der Praxis. Der Wirkstoff besitze keine überzeugenden Vorteile gegenüber Diphenhydramin, sein Zusatzstoff erhöhe aber das Nebenwirkungsrisiko, so die Konsumentenschützer.
Link:
- Der Test im Detail (pdf, sechs Seiten)
Uneinigkeit über Wirkung von Ingwer
Zwei Lutschtabletten aus Ingwerextrakt sind hingegen ihr Geld nicht wert. Die „Green Doc - Bei Übelkeit Ingwer Lutschtabletten“ und die „SOS Übelkeit-Lutschtabletten“, beiden von Districon, wurden als „mangelhaft“ bewertet, da unklar sei, woraus der Ingwerextrakt in den Pastillen bestehe und im Vergleich zu klinisch geprüften Arzneien deutlich zu niedrig dosierte Mengen enthalten sind. Seeleute schwören zwar seit Jahrhunderten auf die Heilpflanze Ingwer, in der Wissenschaft gibt es allerdings unterschiedliche Studien darüber. Jeder solle daher selbst entscheiden, ob Ingwer-Produkte für ihn eine wirksame Alternative sind, raten die Konsumentenschützer.
Wer an der Reisekrankheit leidet, kann zwar mittels häufigem Autofahren/Fliegen/Schiffsreisen die Symptome mildern, vollständig beseitigen lassen sie sich aber nicht. Daher bleibt als Vorbeugung oft nur die Einnahme eines rezeptfreien Medikamentes. Wer Stärkeres benötigt, sollte vor Reiseantritt einen Arzt für rezeptpflichtige Mittel aufsuchen. Rezeptpflichtige Mittel enthalten beispielsweise Cinnarizin und für besonders harte Fälle gibt es Scopolaminpflaster, die allerdings das höchste Nebenwirkungspotenzial haben.
Publiziert am 16.08.2016