Was es beim Kauf von China-Handys zu beachten gilt

Ein Smartphone mit Top-Ausstattung und schickem Design, und das für wenig Geld – immer mehr chinesische Marken bieten ihre Handys auch auf dem europäischen Markt an. Doch wie steht es um die Qualität von Exoten wie Xiaomi, Meizu, Oneplus und Wiko? Help.ORF.at hat nachgefragt.

Sendungshinweis

„Help“, das Ö1-Konsumentenmagazin, jeden Samstag um 11.40 Uhr in Radio Ö1.

Ob Samsung, Apple oder LG – ihre Handys lassen die internationalen Konzern allesamt in China fertigen. Inzwischen wird auf den Werkbänken in Fernost aber nicht mehr nur für große Marken produziert, auch unter eigenem Namen werden Geräte angeboten.

Technisch stehen die exotisch klingenden Marken wie Xiaomi, Meizo, Ulefone und Wiko den Pendants bekannter Hersteller in kaum etwas nach. Oft werden sogar die gleichen Bauteile verwendet. „Die Handys sind meist nicht nur auf dem neuesten technischen Stand, sondern sind der Regel sogar besser ausgestattet als vergleichbare europäische Markengeräte,“ so Alexander Spier vom deutschen Technikmagazin c’t gegenüber help.ORF.at.

Verschiedene China-Handys im Onlineshop Gearbest

Screenshot Gearbest.com

Das Angebot an chinesischen Handys ist groß

Auf Kompatibilität zu LTE-Netzen achten

Manche der chinesischen Hersteller setzen bei ihren Modellen gezielt auf einzelne Funktionen, die besonders herausstechen, wie etwa ein USB-C-Anschluss oder ein besonders hochauflösendes Display.

Vor einem Kauf eines China-Smartphones sollten Interessenten daher genau überlegen, welche Ausstattung sie brauchen und sich umfassend informieren, rät der Experte. Auch ob das Modell der Wahl die schnellen heimischen Mobilfunkfrequenzen unterstützt, sollte zur Sicherheit kontrolliert werden. Relevant sind hier vor allem die LTE-Bänder 3, 7 und 20, die die 800-Mhz-, die 1.800-Mhz- und die 2.600-Mhz-Frequenz abdecken.

Umfassende Recherche vor dem Kauf empfohlen

Wer sich nicht selbst durch die langen Listen an Spezifikationen klicken möchte, findet im Internet zahlreiche Plattformen wie Chinahandys.net, die sich darauf spezialisiert haben, die Funktionen der China-Handys zu überprüfen und zu vergleichen. Auch in Onlineforen und auf YouTube geben Kenner Tipps zu konkreten Modellen aus Fernost.

Wer diesen Rechercheaufwand auf sich nimmt, profitiert von günstigen Preisen. Für 150 Euro bekomme man bereits ein Handy mit ordentlicher Ausstattung, so Spier. Die Top-Geräte mit High-End-Hardware liegen laut dem c’t-Experten in etwa bei 500 Euro.

Einige China-Marken bereits etabliert

Einige China-Marken haben sich inzwischen einen gewissen Ruf erarbeitet. Dazu zählen etwa Xiaomi und Oneplus, die beide laut Spier auf qualitativ hochwertige Hard- und Software achten, die den europäischen Ansprüchen entsprechen. Auch der ursprünglich französische Hersteller Wiko, der inzwischen großteils in chinesischer Hand ist, hat sich auf Geräte für europäische Kunden spezialisiert.

Ist das richtige Modell gefunden, sollte es am besten über einen Onlineshop bestellt werden, der sich an europäische Kunden richtet, erklärt Handy-Experte Spier von c’t. Hier könne man sicher sein, dass bereits Software in der eigenen Landessprache an Bord sei und nicht erst kompliziert installiert werden müsse.

Händler mit Europa-Fokus bevorzugen

Vor allem Amazon habe sich als Vertriebskanal für chinesische Händler etabliert, aber auch Bestellungen über eigene China-Onlineshops wie Gearbest.com würden in der Regel problemlos abgewickelt.

Wer direkt in China bestellt, kann zwar noch etwas mehr sparen, muss sich aber möglicherweise mit chinesischen Schriftzeichen und unerwünschter Zusatzsoftware auf dem Handy herumschlagen, die ständig Werbung auf dem Display erscheinen lässt. Spionageaktivitäten habe man hingegen bei den c’t-Tests noch keine auf den China-Handy entdeckt, auch wenn alle Handys dies theoretisch könnten, so der Experte.

Reklamationen schwierig

Beim Versand aus in Fernost werden ab einem Warenwert von 22 Euro außerdem 20 Prozent Einfuhrumsatzsteuer fällig. Dies wird vom Zoll stichprobenartig überprüft. Zoll muss bei Smartphones nicht bezahlt werden.

Kompliziert wird es, wenn es zu Reklamationen kommt. Zwar hat man theoretisch dieselben Rechte wie in Österreich, diese auch durchzusetzen ist aber schwierig. Einige Händler seien zwar sehr kulant und um Lösungen für ihre Kunden bemüht, so Spier. Doch verlassen könne man sich darauf derzeit noch nicht.

Beate Macura, help.ORF.at

Link:

Mehr zum Thema: