Eine Waschmaschine für die Ewigkeit

Waschmaschinen waren einmal eine Anschaffung für Jahrzehnte, heute halten sie oft nur einige Jahre. Wiener Industriedesigner arbeiten jetzt an einem Gerät, das mindestens einhundert Jahre überdauern soll. Anstatt sie wegzuwerfen, soll man sie reparieren können.

Sendungshinweis

„Help“, das Ö1-Konsumentenmagazin, jeden Samstag um 11.40 Uhr in Radio Ö1.

Eine Waschmaschine, die einhundert Jahre lang halten soll, muss leicht zu öffnen sein. Schnappverschlüsse beim Gehäuse, die zwar in der Fertigung günstig, beim späteren Auseinandernehmen aber eine Sollbruchstelle sind, wird es nicht geben. Die Baupläne wollen die Erfinder, fünf Industriedesigner aus Wien, dann gratis zur Verfügung stellen.

Bauteile nachbauen können

Um eine reparierfreundliche Maschine zu entwickeln, sollte das Gerät möglichst aus Standardkomponenten bestehen, die leicht zu fertigen sind. Die sollen auch noch in 30 Jahren von lokalen Betrieben nachgebaut werden können, sagt Peter Knobloch, einer der beteiligten Industriedesigner, der an der Universität für Angewandte Kunst lehrt. Denn nur wenn die Waschmaschine möglichst langlebig ist, kann sie auch ein ökologisches Produkt sein.

„Es geht darum, möglichst viel Nutzen für den Herstellungs- und Entsorgungsaufwand zu bekommen“, so Knobloch. Denn um eine einzige Waschmaschine zu produzieren, würden durchschnittlich 1,4 Tonnen an Rohstoffen aufgewendet. Diese große Menge an Ressourcen verteilt man aus ökologischer Sicht am besten auf eine möglichst lange Lebensdauer.

Entwicklung hat Höchststand erreicht

Doch Studien zeigen, dass Waschmaschinen immer kürzer verwendet werden. Waren es in den 1970er Jahren noch 16 Jahre im Durchschnitt, sind es heute um die zehn. Dabei wurde die Waschmaschine als Produkt seit den 90er Jahren nicht wesentlich weiter entwickelt. Um das Jahr 1995 flacht die Entwicklungskurve stark ab. Der Wasser- und Energieverbrauch konnte für die Waschtemperaturen von 30 bis 90 Grad nicht weiter reduziert werden. Ökologischer ist ein neues Gerät also im Normalfall nicht.

Zwar tüfteln Peter Knobloch und seine Kolleginnen und Kollegen an einem besonders ökologischen Modell, ihr vorrangiges Ziel ist jedoch ein anderes. Sie wollen ein Produkt entwickeln, das sich ohne großen Aufwand reparieren lässt. Denn heute stoßen viele Reparierfreudige selbst bei Markenmaschinen auf das Problem, Ersatzteile gar nicht oder nur schwer zu bekommen. Oft bekommen man Ersatzteile nur im Verbund. Das wollen die Industriedesigner bei ihrer langlebigen Waschmaschine nicht.

Patina ist ein guter Hinweis

Noch gibt es die Waschmaschine, die einhundert Jahre halten soll, nicht. Peter Knobloch rechnet damit, den ersten Prototypen im Juni testen zu können. Bis die langlebige Waschmaschine käuflich erworben werden kann, rät der Industriedesigner sich beim Kauf eines neuen Produkts vorab gut zu informieren und sich nicht im Geschäft selbst von den günstigsten Preisen beirren zu lassen.

Eine andere, nachhaltige Möglichkeit sei, sich ein gebrauchtes Gerät zu kaufen. Beispielsweise das Reparatur und Servicezentrum Rusz bietet Waschmaschinen an, die schon seit 25 Jahren funktionieren. Man solle beim Einkauf ruhig öfter auf die Patina eines Produktes achten, rät Knobloch. „Ein verwitterter Blumentopf, der zehn Jahre gehalten, wird auch noch den nächsten Frost überstehen“, so der Designer. Die Altersspuren seien also ein Indikator, für Langlebigkeit.

Und wer sich lieber eine neue Waschmaschine kauft, kann auf das Nachhaltigkeitssiegel für langlebige, gut reparierbare Produkte achten, das vom österreichischen Normungsinstitut vergeben wird.

Marlene Nowotny, help.ORF.at

Mehr zu dem Thema: