Mobiles Internet immer langsamer

Das mobile Internet in Österreich wird immer langsamer, allen vollmundigen Werbeversprechen der Mobilfunker zum Trotz. Das hat die Telekom-Regulierungsbehörde RTR festgestellt. Ausgebremst wird das Netz vor allem von der stetig wachsenden Nutzerzahl und bandbreitenhungrigen Anwendungen wie hochauflösenden Streams.

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Im Internet surfen, Onlinegames spielen und hochauflösende Videos ansehen: Schnelle Mobilfunkverbindungen haben sich als vollwertiger Internetanschluss für zu Hause etabliert. Doch das bringt auch Probleme mit sich. Die Kapazitäten scheinen langsam an ihre Grenzen zu stoßen.

Binnen eines Jahres von 37 auf 29 Mbit/s gefallen

Wie die RTR festgestellt hat, ist die Bandbreite im Laufe der letzten Jahre gesunken. Lag die Geschwindigkeit der heimischen LTE-Netze Ende 2016 noch durchschnittlich bei 37 Mbit/s, wurden Ende des vergangenen Jahres im Schnitt nur noch 29 Mbit/s erreicht - Tendenz weiter fallend.

Der Geschwindigkeitsrückgang betreffe die LTE-Verbindungen, so Gregor Goldbacher von der RTR. 3G-Verbindungen lägen hingegen seit Jahren konstant bei neun Mbit/s. Ein Grund für die Verlangsamung der LTE-Netze sei der Erfolg des mobilen Breitbands. Es gebe immer mehr Nutzer, die ihre mobiles Internet immer intensiver nutzten. „Das kann dazu führen, dass die Qualität im Durchschnitt sinkt, weil sich mehr Nutzerinnen und Nutzer die gemeinsamen Frequenzen und die gemeinsame Technologie teilen müssen,“ so Goldbacher.

Netztest der RTR

ORF.at/Beate Macura

Mit dem Netztest der RTR können Nutzer ihre Internetgeschwindigkeit testen

Eng wird es in den Abendstunden

Der stärkste Rückgang wurde im Bundesland Wien festgestellt. „Dicht besiedelte Gebiete sind hier eher betroffen. Wenn viele Menschen ihren mobilen Internetanschluss gleichzeitig nutzen, kann das zu Auslastungsproblemen führen“, so Goldbacher.

Je besser sich ein Produkt in derselben Gegend verkauft, desto schlechter also für den einzelnen Kunden. Allein in Wien nutzen über eine halbe Million der insgesamt 900.000 Wiener Privathaushalte einen Internetanschluss via Mobilfunknetz. Vor allem in den Abendstunden, wenn viele Menschen gleichzeitig online sind und etwa Filme und Videos auf YouTube und Netflix schauen, kann es so zu Engpässen bei der Internetgeschwindigkeit kommen.

Weiterer Netzausbau nötig

Sorgen, dass sie künftig für das gleiche Geld immer weniger Leistung bekommen, müssten sich Kunden aber derzeit nicht machen, so RTR-Experte Goldbacher: „Diese Sorgen sind verfrüht. Ein Blick auf die Messwerte zeigt, dass noch immer hohe Bandbreiten erreicht werden.“ Trotz des leichten Geschwindigkeitsrückgangs sei die Nutzbarkeit der Anschlüsse nicht grob beeinträchtigt.

Auf unsere Nachfrage erklärten uns die drei großen heimischen Mobilfunker, laufend große Summen in den Ausbau ihrer Netze zu investieren, um einer Verlangsamung entgegenzuwirken.

Österreich EU-Schlusslicht bei Glasfaser

Den Nutzern müsse aber klar sein, dass ein mobiler Anschluss immer etwas instabiler und unzuverlässiger sei, als ein Festnetzanschluss, so Goldbacher. „Das Beste ist sicher ein Glasfaserkabel bis in die eigene Wohnung, das nur dem eigenen Anschluss zugeordnet ist“, so der RTR-Experte. Doch noch führten Glasfaseranschlüsse ein Mauerblümchendasein in Österreich.

Gerade einmal ein Prozent der heimischen Haushalte hat laut einer Studie der Computer Measurement Group derzeit direkten Zugang zu einem Glasfaseranschluss. Damit ist Österreich europaweites Schlusslicht. Der EU-Durchschnitt liegt bei knapp 14 Prozent. Führend ist Lettland, wo bereits über die Hälfte der Haushalte mit den Lichtwellenleitern versorgt ist.

Flächendeckendes 5G-Netz bis 2025

Auch hierzulande plant die Regierung in den nächsten Jahren den Ausbau der Glasfaser. Allerdings weniger im Privatkundenbereich, sondern vor allem in Gewerbegebieten, um Firmen einen schnellen Internetanschluss zu ermöglichen. Im Privatbereich setzt man voll und ganz auf das Internet via Mobilfunk. Die nächste Mobilfunkgeneration 5G soll die Übertragungsgeschwindigkeit künftig verzehnfachen. Bis es so weit ist, vergehen aber noch ein paar Jahre: Erst 2025 soll 5G flächendeckend in Österreich verfügbar sein.

Beate Macura, help.ORF.at

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