Crashtest: Welche Hundesicherungen im Auto versagen

Viele Hunde fahren regelmäßig im Auto mit und werden beim Transport durch Geschirre, Käfige und Boxen gesichert. Die deutsche Stiftung Warentest hat die verschiedenen Systeme einem Crashtest unterzogen. Die Hälfte der getesteten Produkte schnitt schlecht ab. Bei einigen hätte der Hund einen Unfall nicht überlebt.

Sendungshinweis

„Help“, das Ö1-Konsumentenmagazin, jeden Samstag um 11.40 Uhr in Radio Ö1

580.000 Hunde gibt es in Österreich, mehr als 40 Prozent aller Hundebesitzer nehmen ihre Tiere auch mit in den Urlaub. Das bevorzugte Verkehrsmittel ist das Auto. Egal ob auf langen Strecken oder kurzen Fahrten - Hunde sollten im Auto gesichert werden.

Geschirre praktisch, aber gefährlich

Die deutsche Stiftung Warentest testete 21 Hundetransportsysteme. „Lucky“ und „Murphy“ wurden in Boxen aus Plastik, Stoff und Metall gesetzt oder durch spezielle Geschirre gesichert, die am Autogurt befestigt werden. „Lucky“ und „Murphy“ sind neunzehn Kilogramm schwere, gelbe Dummys aus Draht und Stoff. Echte Hunde testeten nur, ob der Boxenboden rutschfest ist und sie bequem einsteigen können.

ein mit Spezialgeschirr gesicherter gelber Hundedummy im Crashtest

test.de

Sicherungsgeschirre konnte Dummy „Murphy“ im Crashtest nicht halten

Das Video vom Crashtest zeigt, wie Geschirre nachgaben oder rissen und die Dummys mit voller Wucht gegen Vordersitze oder durch das Fahrzeug geschleudert wurden. „Geschirre sind praktisch, um den Hund vom Lenker fernzuhalten. Zur Sicherung im Auto taugen sie nicht viel“, so Reiner Metzger von der Stiftung Warentest. Einen Unfall hätten die damit gesicherten Tiere nach Ansicht der Tester kaum überlebt.

Stoffboxen zerrissen, Drahtkäfige verbogen

Drahtkäfige und Stoffboxen schnitten im Crashtest ebenfalls schlecht ab. Der Stoff riss wie Papier, die Drahtstäbe verbogen sich, so dass sich der Hund daran verletzen könnte. Die beiden Plastikboxen im Test wurden mit „befriedigend“ bewertet. Einen Unfall würde ein Tier in einer Plastikbox nur dann überstehen, wenn diese im Kofferraum befestigt sei, so Metzger. Die auf der Rückbank montierte Plastikbox durchschlug der Dummy im Test.

Alubox mit gelbem Hundedummy im Crashtest

test.de

Dummy „Lucky“: Sicher in der Alubox des Testsiegers von Schmidt-Box

Die Kräfte, die bei einem plötzlichen Bremsmanöver frei werden, sind gewaltig. Beim abrupten Stopp aus einer Geschwindigkeit von 50 Kilometer pro Stunde wirkt das Fünfzigfache des Hundegewichts. Ein 20 Kilogramm schwerer Hund wiegt kurzfristig 1.000 Kilogramm, so viel wie ein Rind. Fliegt der Hund dann wie ein Geschoß ungebremst gegen die Vordersitze, kann er Lenker und Beifahrer schwer verletzen.

Alu- und Stahlboxen am sichersten

Nur stabile Metallboxen mit dicken Stäben aus Alu oder Stahl bestanden den Crashtest tadellos. Sie sind sicherer, dafür aber auch sperriger und teurer als andere Systeme. Die Testsieger „Alustar Rücksitz-Hundebox“ von Kleinmetall und „Premium-Kennel“ von Schmidt-Box kosteten zwischen 600 und 700 Euro. Dafür waren diese mit einem „Sehr gut“ bewerteten Boxen und der Dummy nach dem Crash unbeschädigt.

Hundeboxen

test.de

Alu- und Stahlboxen kosten bis zu 700 Euro, bleiben aber beim Crash stabil

Günstiger ist die „Transportbox“ von Trixie (210 Euro) aus Alu. Dieses Modell biete ausreichenden Schutz, aber nur, wenn es im Kofferraum direkt hinter der Rückbank montiert werde, so die Tester. Die aus Pressplatten bestehenden Rückwände seien zwar zerborsten, die Rücksitze hätten den Dummy aber gehalten.

Die richtige Boxengröße finden

Auch für den Leiter der ÖAMTC-Testabteilung, Steffan Kerbl, sind Alu- oder Stahlboxen die beste Sicherung. Die günstigeren Plastikboxen empfiehlt er ausschließlich für die Montage im Kofferraum. Von Geschirren rät der Experte wegen der hohen Verletzungsgefahr ab. Auch durch Trennnetze und -gitter zwischen Kofferraum und Rückbank lasse sich zumindest verhindern, dass Tiere bei einem Aufprall gegen die Insassen geschleudert werden. Das Orginalzubehör der Hersteller sei meist sehr stabil, da es fix am Fahrzeug montiert ist, so Kerbl. Im Handel erhältliche Gepäcknetze mit Plastikösen würden hingegen keinen Schutz bieten.

zwei ungesicherte Hunde im Kofferraum

Karin Fischer/help.ORF.at

Jeder fünfte Hund fährt ungesichert im Auto mit

Bei der Wahl der richtigen Box kommt es auch auf die Größe an. Der Hund sollte gerade so viel Platz haben, dass er aufstehen und sich umdrehen kann, aber nicht mehr, damit er nicht herumgeschleudert wird. Am besten gewöhnt man das Tier mithilfe von Leckerlis schrittweise an den Käfig.

Ungesicherter Hund gefährdet Rettungskräfte

Eine Anschnallpflicht für Hunde gibt es übrigens nicht. Sie gelten als Ladung und müssen wie diese sicher verstaut werden. Jeder fünfte Hund fährt ungesichert im Auto mit. Das sei nicht nur für den Hund, sondern auch für den Menschen riskant, so der ÖAMTC-Experte.

„Stellen Sie sich vor, Sie sind nach einem Unfall schwer verletzt und ihr traumatisierter Hund greift Sie an oder verteidigt Sie gegen die Rettungskräfte.“ Dadurch könne wertvolle Zeit verlorengehen. Sollte ein Tier ungesichert im Auto transportiert werden müssen - etwa dringend zum Tierarzt - dann sei der Fußraum hinter den Vordersitzen der sicherste Platz.

Karin Fischer, help.ORF.at

Links:

Mehr zum Thema: