Greenpeace warnt vor Aus für Abgasmessungen

Laut Greenpeace plant die Bundesregierung die Abschaffung der Endrohrmessung bei vielen Kraftfahrzeugen. Die Abgaswerte sollen, wenn möglich, über eine Software ermittelt werden. Im Verkehrsministerium widerspricht man der Darstellung der Umweltorganisation.

Die Bundesregierung will künftig bei der Abgasuntersuchung von Pkws, Lkws und Motorrädern auf die Endrohrmessung verzichten, so die Umweltorganisation Greenpeace in einer Pressemeldung. Voraussetzung sei, dass die Diagnosesoftware eines Fahrzeugs keine Fehler meldet. Greenpeace beruft sich auf den vom Verkehrsministerium vorgelegten Entwurf zur Novelle der Prüf- und Begutachtungsstellenverordnung. Statt wirksame Maßnahmen zu beschließen, torpediere die Regierung Umweltschutz und Klimaziele, so die Umweltorganisation.

Greenpeace: Hofer gibt Kontrolle aus der Hand

Der Dieselskandal habe gezeigt, dass Autokonzerne lügen und betrügen, um ihre Profite zu maximieren, meinte Greenpeace-Sprecher Herwig Schuster. Auch nachträglich werde die Software von Fahrzeugen oft manipuliert, um auf diese Weise die Abgaswerte zu verfälschen. Wenn Verkehrsminister Norbert Hofer (FPÖ) jetzt die Messung der Abgase abschafft, gibt er die Kontrolle völlig aus der Hand, so Schuster. Damit steige die Luftverschmutzung, Umwelt und Klima blieben auf der Strecke.

Mit 2018 hat Deutschland bei allen Kraftfahrzeugen die Endrohrmessung wieder eingeführt. Deutschland habe aus dem Dieselskandal gelernt, so Schuster. Nur wer die realen Abgase misst, könne die Softwaremanipulationen entdecken. Es sei höchste Zeit, dass auch die österreichische Bundesregierung für strengere Regeln und harte Strafen bei Abgasmanipulationen sorge, anstatt die Standards für Abgasuntersuchungen aufzuweichen, so der Greenpeace-Sprecher.

„Software nicht geeignet, um Schadstoffe zu messen“

Laut dem Verordnungsentwurf sei eine Endrohrmessung bei Pkws und Lkws jüngeren Baujahrs nicht verpflichtend und könne durch die Auslese der Online-Board-Diagnose-Daten ersetzt werden. Mehrere Studien hätten jedoch gezeigt, dass die Softwaredaten allein nicht dafür geeignet seien, die tatsächlichen Abgaswerte zu prüfen, sagte Schuster. Bei bestimmten Defekten könnten Kraftfahrzeuge etwa wesentlich mehr Schadstoffe ausstoßen, obwohl die Softwareanalyse keinen Fehler anzeigt. Zuletzt hat die Verbreitung von „AdBlue-Emulatoren“, Geräte zur Abgasmanipulation bei Lkws, für Aufregung gesorgt.

Ministerium: Greenpeace verbreitet „Fake News“

Von einem „klassischen Fall von ‚Fake News‘“ spricht man im Büro von Verkehrsminister Hofer. In einer Aussendung teilt das Ministerium mit, dass der Entwurf zur Novellierung der Prüf- und Begutachtungsstellenverordnung elf Tage vor der Angelobung der neuen Regierung in Begutachtung geschickt worden sei. Der dafür verantwortliche Verkehrsminister heiße somit Jörg Leichtfried (SPÖ). Die Novelle sei nun in Begutachtung. Man werde alle Vor- und Nachteile mit Experten prüfen und danach entscheiden.

Greenpeace weist Hofers Kritik zurück

Die Umweltschutzorganisation Greenpeace weist die heute geäußerte Kritik von Verkehrsminister Hofer zurück und mahnt „eine Rückkehr zur Sachlichkeit ein“. Tatsache sei, dass Verkehrsminister Hofer kurz davor sei, die Abgasmessungen per Verordnung abzuschaffen. Dabei sei es vollkommen unerheblich, wer der Urheber des Verordnungsentwurfs ist. Die Verantwortung liege jetzt ausschließlich bei Verkehrsminister Hofer, so Greenpeace-Sprecher Herwig Schuster.

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