Glyphosat und Pestizide in Kräutertees nachgewiesen

Das deutsche Magazin Öko-Test hat 20 sogenannte Wohlfühltees untersuchen lassen. In drei Viertel der Tees wurde das umstrittene Pflanzenschutzmittel Glyphosat nachgewiesen. Zusätzlich wurden in konventionellen Tees bis zu neun Pestizide sowie leberschädigende Beikräuter festgestellt. Überzeugen konnten dagegen die meisten Biotees: Sieben von neun bekamen ein „Sehr gut“.

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Sie heißen „Warm ums Herz“, „Körperbalance“ oder „Time To Relax“. Insgesamt 20 solcher „Wohlfühltees“, bestehend Kräutern, Früchten oder Wurzeln, hat das deutsche Magazin Öko-Test untersuchen lassen. Alles andere als ein wohliges Gefühl lösten die Ergebnisse bei den Testern aus. So wurde etwa in drei Viertel der Tees das Unkrautbekämpfungsmittel Glyphosat nachgewiesen.

Sowohl die Weltgesundheitsorganisation (WHO) als auch die Internationale Agentur für Krebsforschung (IARC) halten Glyphosat für „wahrscheinlich krebserregend“. Als „nicht krebserregend“ wird das Pestizid von der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) und der Europäischen Chemikalienagentur (ECHA) eingestuft. „Solange das nicht abschließend geklärt ist, möchten wir keine Produkte empfehlen, die Glyphosat in hohen Mengen enthalten haben“, sagt Ernährungswissenschaftlerin Sarah Becker von Öko-Test gegenüber help.ORF.at.

Problematische Mehrfachbelastung

Erhöhte Mengen an Glyphosat wurden nur bei zwei Tees festgestellt, die anderen enthielten Spuren, so Becker. Sonstige Pestizide aus Spritzmitteln fand Öko-Test erwartungsgemäß in allen konventionellen, das heißt nicht biologischen Tees. Als „stark erhöht“ wurde die Dosis bei drei Produkten eingestuft. Außerdem fällt die hohe Anzahl der Pflanzenschutzmitteln auf: Bis zu neun Pestizide pro Teemischung wurden gefunden. Darunter auch Stoffe, die als besonders bedenklich gelten. „Diese Mehrfachbelastung halten wir für problematisch. Niemand kann genau einschätzen, wie Pestizide im menschlichen Körper wirken“, so Ernährungswissenschaftlerin Becker.

Als weitere Schadstoffquelle nennt sie sogenannte Pyrrolizidinalkaloide, kurz PAs. Das sind Pflanzengifte in Kräutern, die in der Nähe von Teepflanzen wachsen und versehentlich mitgeerntet werden können. PAs gelten als leberschädigend und möglicherweise krebserregend. In drei Tees waren diese Stoffe laut Öko-Test „stark erhöht“. Das deutschen Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR) empfiehlt, diese Stoffe möglichst ganz zu vermeiden. Der Richtwert sei sehr niedrig angesetzt und orientiere sich am Körpergewicht des Menschen, ergänzt Becker. Deshalb sei die empfohlene Höchstmenge bei kleineren Kindern deutlich schneller erreicht als bei Erwachsenen.

„Ärgerliche Aromastoffe“

Nicht gesundheitsschädlich aber ärgerlich sei es, wenn Teemischungen künstliche Aro-mastoffe beigefügt werden, so die Ernährungswissenschaftlerin. Bei einem Viertel der untersuchten Produkte war das der Fall: „Jeder, der gerne Tee trinkt, schätzt, dass der Geschmack aus natürlichen Stoffen wie Früchten, Wurzeln und Kräutern kommt. Warum da Aromen drin sind, ist uns ein Rätsel. Wir finden das sehr unnötig.“

Im Gesamturteil überzeugten vor allem die Biotees: Von neun untersuchten Produkten bekamen sieben die Höchstnote „sehr gut“. Darunter Tees von Alnatura („Wohlfühl Tee“), Sonnentor („Schwarz-Teekuss Chai“) und Yogi Tea („Green Chai“) . Ein Tee wurde mit „gut“ bewertet. Nur der biologischen Rooibos-Tee „Warm ums Herz“ von Oasis bekam von Öko-Test ein „nicht genügend“. Der gesetzliche Pestizidhöchstwert für Biotees war hier knapp überschritten. Für die konventionellen Tees gab es dreimal „nicht genügend“ und dreimal „gut“. Nur ein Produkt von Teekanne („Harmonie für Körper und Seele, Träum Schön“) wurde mit „sehr gut“ bewertet.

Öfter die Marke wechseln

Wer sich selbst auf die Suche nach seinem persönlichen Wohlfühltee machen, und dabei auf Schadstoffe weitgehend verzichten möchte, dem empfiehlt Sarah Becker, die Zutatenliste zu lesen. Werden künstlicher Aromastoffe deklariert, rät die Ernährungswissenschaftlerin davon ab, diesen Tee zu kaufen. Um Pestizidbelastung zu vermeiden, sei man mit Biotees gut beraten.

Auf mögliche Beikräuter ließen die Zutatenlisten leider nicht schließen. Auch sei die Wahrscheinlichkeit, dass PAs in Biotees vorkommen genauso hoch wie bei konventionellen Tees. Sarah Becker von Öko-Test rät deshalb, sich an den Testergebnissen zu orientieren. Liegen keine Laborwerte vor, solle man nicht zu viel Tee von der gleichen Marke trinken, sondern die Produkte wechseln und nicht mehr als drei bis vier Tassen Tee pro Tag trinken.

Jonathan Scheucher, help.ORF.at

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