Geld sparen mit Dual-SIM-Smartphones

Dual-SIM-Smartphones bieten die Leistung von zwei Handys in einem Gerät. Auf diese Weise kann man etwa sowohl unter der Dienstnummer als auch privat erreichbar sein, ohne ständig zwei Geräte herumtragen zu müssen. Eine an sich praktische Entwicklung, die in Europa aber nach wie vor eher ein Schattendasein führt. Schuld daran ist vor allem eine Blockade von Seiten der Mobilfunkanbieter.

Sendungshinweis

„Help“, das Ö1-Konsumentenmagazin, jeden Samstag um 11.40 Uhr in Radio Ö1

Die Idee ist eigentlich denkbar simpel. Dual-SIM Smartphones bieten Platz für zwei SIM-Karten. Daher können auch zwei verschiedene Rufnummern auf einem Dual-SIM Gerät aktiv sein. Auf diese Weise kann man sowohl auf der Dienstnummer als auch auf der Privatnummer erreichbar sein, ohne immer zwei separate Geräte durch die Gegend tragen zu müssen. Dies sei aber nur eine Möglichkeit, die Technologie zu nutzen, meint Alexander Spier von „c’t“, dem Magazin für Computertechnik in Hannover. Richtig angewendet könne man mit zwei verschiedenen SIM-Karten auch Geld sparen.

Geld sparen durch das Kombinieren verschiedener Tarife

Vor allem Telefonate in Länder außerhalb der Europäischen Union seien nach wie vor relativ teuer, meint Spier. Ein Dual-SIM Gerät könne man nutzen, um immer eine entsprechende Karte, die einen günstigen Tarif bietet, zur Verfügung zu haben. Wer aus dem Ausland nach Österreich telefonieren möchte, der könne den ersten Slot mit einer Karte bestücken die einen günstigen lokalen Tarif bietet, der zweite Slot bleibe für eine Karte reserviert, die einen günstigen Tarif in die Heimat zur Verfügung stellt.

Neben dem Sparpotential, das sich durch das geschickte Kombinieren verschiedener Tarife ergibt, könne man auch die Netzabdeckung erweitern. Etwa indem man eine eigene SIM-Karte für das Stadtgebiet und eine andere für den ländlichen Raum verwendet. Für die Stadt könne man etwa eine Karte aussuchen, die eine schnelle LTE-Verbindung zur Verfügung stellt, für das Land könne man einen Tarif wählen, der eine für das betreffende Gebiet bestmögliche Netzabdeckung bietet, um immer optimal erreichbar zu sein.

Eine SIM-Karte zum Telefonieren - die andere zum Surfen

Eine weitere Variante, um die Handyrechnung zu schonen, bestünde darin, dass man eine SIM-Karte zum Telefonieren verwendet, die einen besonders günstigen Telefontarif bietet, während man für das Surfen im Internet einen Anbieter wählt, der einen speziell günstigen Datentarif zur Verfügung stellt. Man muss aber dann immer darauf achten, dass die beiden Karten nicht verwechselt werden und wirklich immer nur die Karte aktiv ist, die man gerade verwenden möchte. Wer versehentlich mit dem falschen Tarif telefoniert beziehungsweise Videos lädt, könnte auf der Rechnung letzten Endes eine böse Überraschung erleben.

Viele Sim-Karten auf einem Haufen

AFP PHOTO / PHILIPPE HUGUEN PHILIPPE HUGUEN / AFP

Dual-SIM Smartphones bieten Platz für zwei Simkarten

In einem Dual-SIM Gerät sind beide SIM-Karten grundsätzlich immer parallel aktiv. Das Handy muss also nicht jedes Mal neu gestartet werden, wenn man die andere SIM-Karte verwenden möchte. Eine Einschränkung besteht allerdings darin, dass beide Karten nicht gleichzeitig im selben Netz eingeloggt sein können. Ist etwa Karte A im LTE-Netz aktiv, wird Karte B automatisch in ein anderes Netz, etwa das UMTS-Netz, eingewählt. Vor einem Telefonat kann man etwa mithilfe eines Auswahlmenüs entscheiden, mit welcher der beiden SIM-Karten man telefonieren möchte. Andere Modelle bieten auch einen zweiten Telefonhörer-Button an, um zwischen den Karten wechseln zu können. Eine besonders praktikable Lösung bietet das von „c’t“ getestete Motorola G5. Bei diesem Modell lassen sich einzelne Kontakte einer entsprechenden SIM-Karte zuweisen. Alle Anrufe der entsprechenden Personen werden dann über die ausgewählte SIM-Karte abgewickelt.

„Mobilfunker boykottieren Dual-SIM Smartphones“

Im Gegensatz zu Asien sind Dual-SIM-Smartphones in Europa trotz solcher Vorteile nach wie vor eher ein Nischenprodukt. Das habe mit einem Boykott der Mobilfunkanbieter, also der Provider, zu tun, sagt „c’t“-Experte Spier. Die mögen das freie Kombinieren unterschiedlicher Tarife nämlich gar nicht. Statt auf Dual-SIM setzen sie lieber auf SIM-Lock, also auf gesperrte Handys, die nur für einen bestimmten Anbieter freigeschaltet sind.

Da in Europa gerade die Topmodelle vom Kunden primär über die Provider bezogen werden, etwa in Kombination mit einem Mobilfunkvertrag, hätten die Mobilfunker natürlich entsprechende Druckmittel gegenüber den Herstellern in der Hand, so Spier. Diese gewaltige Marktmacht europäischer Telekommunikationsunternehmen habe zur Folge, dass große Anbieter wie Samsung davor zurückschrecken, ihre Topmodelle als Dual-SIM Variante nach Europa zu liefern. Die Zahl verfügbarer Markenprodukte sei daher nach wie vor eingeschränkt. Das könnte sich aber schon bald ändern, meint Alexander Spier. Der „c’t“ Experte geht davon aus, dass etwa Samsung die Blockade durchbrechen könnte. Andere Hersteller würden folgen, und schon bald könnte Dual-SIM zu einer Standardfunktion bei fast allen Geräten werden.

„Apple-Jünger werden wohl Single bleiben“

Sieht man mal von Geräten der Marke Apple ab. iPhone Anwender werden wohl auch in Zukunft auf eine Dual-SIM Funktion verzichten müssen, so Spier. Einerseits war Apple immer schon ein dezidierter Anhänger geschlossener Systeme, und andererseits versuche der Konzern bei seinen Modellen um jeden Preis, Platz zu sparen. Aus diesem Grund habe man etwa auch die Nano-SIM-Karte eingeführt. Alexander Spier geht daher nicht davon aus, dass man bei Apple plane, in nächster Zeit Platz für eine zweite SIM-Karte einzuräumen. Zumindest so lange nicht, bis man von Ihren Kunden dezidiert dazu gedrängt werde.

Paul Urban Blaha, help.ORF.at

Link:

Mehr zum Thema: