Wie unseriöse Umzugsfirmen ihre Kunden abzocken

Unseriöse Umzugsfirmen locken mit Billigangeboten, fordern aber mehr sobald die Möbel verladen sind. Viele Konsumenten lassen sich überrumpeln und zahlen den Mehrpreis - beim VKI häufen sich Beschwerden.

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„Help“, das Ö1-Konsumentenmagazin, jeden Samstag um 11.40 Uhr in Radio Ö1

Wer im Internet nach Übersiedlungsfirmen sucht, stößt zu allererst auf Billigangebote. Die Inserate werben mit: „Zwei Möbelpacker plus LKW 25,- Euro pro Stunde“. Auch eine Studentin aus Niederösterreich entschied sich für dieses Angebot der Firma „Mein Umzugsprofi“.

Hohe Mehrkosten beim Umzug

Drei Möbelstücke sollte die Firma „Mein Umzugsprofi“ vom südlichen Niederösterreich nach Wien transportieren, 800 Euro würde das kosten. Zum Termin erschienen jedoch drei statt der bestellten zwei Männer, und kaum waren die Möbel verladen, verlangten sie eine Anzahlung von 500 Euro in bar. Die Konsumentin bezahlte und bekam einen Zettel mit noch offenen Extraposten wie Verpackung, Versicherung, Schwerlast- und Stockwerkzuschlag. Die genaue Summe sollte sie mit dem Chef in Wien klären.

Screeenshot meinumzugsprofi.at

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Billigangebote entpuppen sich oft als weitaus teurer (Screenshot vom 18.5.17)

„Mir ist das zwar dubios vorgekommen, aber ich war allein mit den drei Männern im Haus, sie hatten meine Möbel schon verpackt und ich habe mich nicht mehr getraut etwas zu sagen“, so die Studentin. Am meisten habe sie geärgert, dass sie den Auftrag nicht trotzdem stoppte. Am Ziel kam die böse Überraschung: Sie musste weitere 800 Euro in bar zahlen, in Summe also 1.300 Euro. Um 500 Euro mehr als angenommen. „Ich hab mir gedacht, ich bin total über’s Ohr gehauen worden“, so die Konsumentin. Eine Beschwerde bei der Firma „Mein Umzugsprofi“ brachte nichts, das Geld ist fort.

Möbel bleiben auf der Straße stehen

Das ist kein Einzelfall: Beim VKI und der Wirtschaftskammer häufen sich die Beschwerden. Das Muster sei immer gleich, so Katarina Pokorny, Fachgruppenobfrau der Kleintransporteure in der Wiener Wirtschaftskammer (WKW). „Kunden berichten uns, dass die Möbelpacker die Möbel wieder aus den Autos ausladen und den Konsumenten klipp und klar sagen, dass das jetzt nicht die vereinbarten 125 Euro oder 250 Euro kostet, sondern bis zu 3.000 Euro für eine Übersiedlung“, so Pokorny. Kunden würden sich auch darüber beschweren, dass sie sich unter Druck gesetzt fühlten. „Die Konsumenten zahlen dann den überhöhten Preis und bekommen teilweise gar keine oder keine korrekte Rechnung“. Es gebe auch Fälle, wo die Möbel beinhart am Gehsteig abgestellt worden seien oder wo statt einem LKW mit zwei Männern drei LKW mit sechs Männern aufkreuzten.

Fachgruppenobfrau Pokorny rät dazu, notfalls die Polizei zu rufen. Konkret seien es zwei Firmeninhaber, über die es Dutzende Beschwerden gebe. Die Branchenvertreter meldeten diese Firmen wiederholt dem Schutzverband gegen unlauteren Wettbewerb, dem Unternehmen und Wirtschaftskammer angehören, sowie der Finanzpolizei. Diese Firmen würden bei der Googlesuche immer wieder ganz oben unter anderen Synonymen auftauchen, so Pokorny. Im Impressum stünden aber immer die gleichen Namen.

Zwei Firmen im Visier von Wirtschaftskammer und VKI

Auch der VKI kennt diese Fälle. „Negativ aufgefallen ist uns eine Firma, die unter moebelpackerwien.at bzw. UmzugPlus firmiert, das ist die Firma MHY Profitransport GmbH und wir haben auch Beschwerden zur Firma Donau Umzug“, so Maria Ecker, Juristin beim VKI. Im Impressum von Donau Umzug finde sich derselbe Name wie bei Mein Umzugsprofi und dieschnellmoebelpacker.at. Help.ORF.at bat beide Unternehmer um Stellungnahme.

Screenshot moebelpackerwien.at

moebelpackerwien.at

VKI rät zu Skepsis bei sehr günstigen Angeboten (Screenshot vom 18.5.17)

MHY Profitransport schreibt an help.ORF.at: „Was Kunden oder Sie als unseriöse Methoden von Übersiedlungsfirmen bezeichnen ist uns fragwürdig. Es ist keine Abzocke – Kunden möchten alles kostenlos sprich gratis. Wir lassen nichts auf der Straße stehen, höchsten bis zur Gehsteigkante wird transportiert.“ Mein Umzugsprofi, das Unternehmen, das die Konsumentin aus Niederösterreich beauftragte, reagierte kurios: Man wolle erst in 14 Tagen Stellung nehmen.

Kostenvoranschlag, Checkliste, Gütesiegel

„Finger weg von solchen Billangeboten“, warnt VKI-Expertin Ecker. Kampfpreise wie 25 Euro für zwei Mann und einen LKW pro Stunde seien unrealistisch. Ein Rundruf unter Kleintransporteuren ergibt, dass man mit 70 Euro bis 80 Euro pro Stunde rechnen muss. Der VKI rät, bei der Umzugsfirmensuche im Internet zuerst auf das Impressum zu achten. Welche Angaben werden gemacht, stimmen sie? Wichtig sei auch, vor der Übersiedlung eine kostenlose Besichtigung zu verlangen und mehrere Angebote einzuholen.

Umzugskartons

Getty Images/AndreyPopov

Die Wirtschaftskammer gibt Auskunft über Möbelpacker

Das Geld im Nachhinein zurückzubekommen sei schwierig und ohne Rechtsschutzversicherung teuer, so Ecker. „Haben Konsumenten den Mehrkosten zugestimmt und kann das der Unternehmer beweisen, dann wird es schwierig, wenn man nicht vorher einen verbindlichen Kostenvoranschlag abgeschlossen hat.“ Dieser Kostenvoranschlag dürfe vom Unternehmer nicht überschritten werden.

KT-Gütesiegel der Kleintransporteuere Wien

Wirtschaftskammer Wien

Im Sommer erhalten die ersten acht Firmen das KT-Gütesiegel. Es soll die Qualitätsstandards heben.

Die Wiener Wirtschaftskammer hat eine eigene Checkliste und ein Gütesiegel für Kleintransporteure eingeführt. Seriöse Firmen könne man auch an der Nummerntafel erkennen. Das Fahrzeug muss in Wien mit dem KT-Kennzeichen (zur gewerblichen Güterbeförderung bestimmt) ausgestattet sein. Geprellte Kunden können sich an den VKI, die Arbeiterkammer (AK) oder an die Wirtschaftskammer wenden. Die WKW versuche zunächst, zwischen Unternehmen und Konsumenten zu vermitteln, so Pokorny. Verhängt der Schutzverband gegen unlauteren Wettbewerb eine Strafzahlung über einzelne schwarze Schafe, werde dieses Geld unter den abgezockten Kunden aufgeteilt.

Karin Fischer, help.ORF.at

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